Musikverein: Wie man musikalische Raritäten anpreisen kann

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Die Gesellschaft der Musikfreunde nützt ihre gar nicht mehr so „neuen Säle“ konsequent, um schwieriges Repertoire und junge Künstler vorzustellen. Stars wie Adrian Eröd helfen dabei tatkräftig mit.

Da gehört schon eine gehörige Portion Engagement dazu: Ein weltbekannter Bariton, der sich für einen selten gespielten kammermusikalischen Liederzyklus eines noch seltener gespielten schweizerischen Komponisten einsetzt – und vor dessen kräfteraubender Realisierung noch eine halbe Stunde für einen Einführungsvortrag zur Verfügung steht!

Adrian Eröd macht's möglich und adelte mit diesem an der Seite des Aron-Quartetts absolvierten Sonderprojekt gleich zwei Zyklen im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins. Es ist kein Zufall, dass sich die Gesellschaft der Musikfreunde sowohl für die Liederabende unter dem Motto „Lied.Bühne“ als auch für den Zyklus junger Streichquartette Kooperationspartner gesucht hat, die zusätzlichen Werbeeffekt für die ungewöhnlichen Programme bieten. Für die Sänger agiert man bei den Engagements im Verein mit der Staatsoper, für die Kammermusik macht auch Radio Stephansdom Reklame – und sendet die Mitschnitte dann zwecks Verbreitung der guten Sache.

Diesmal diente sie dem „Notturno“-Zyklus von Othmar Schoeck, einem Stück moderner Spätromantik bzw. spätromantischer Moderne, wie man's nimmt, zu dem das Vierte Streichquartett von Arnold Schönbergs Lehrmeister Alexander von Zemlinsky bestens passt, einem Komponisten, der – wie der hierzulande beinah unbekannte Strauss-Zeitgenosse Schoeck – die Tonalität nie ganz verlassen hat.

Eine Investition in die Konzert-Zukunft

Andrea Wolowiec, in den neuen Sälen des Musikvereins für die Programmplanung zuständig, freut sich, dass Musikvereins-Intendant Thomas Angyan auf Vorschläge wie jenen, der von Adrian Eröd direkt kam, gern eingeht, weil er es als wichtige Aufgabe seiner Gesellschaft versteht, junge Künstler und engagierte Programme vorzustellen – auch wenn sie sich vielleicht nicht „rechnen“ mögen.

Als Investition in die Zukunft dürfen auch die übrigen Konzerte im Quartettzyklus gelten, für den man im Musikverein ein produktives Programmrezept gefunden hat. Alljährlich bittet man den ehemaligen Primarius des Alban-Berg-Quartetts, Günter Pichler, um eine Empfehlung, alljährlich versucht man ein österreichisches Ensemble vor- und internationalen Kollegen gegenüberzustellen.

Am 15. März erscheint daher das tschechisch-slowakische Bennewitz-Quartett, wobei die Künstler gebeten sind, neben Klassischem oder Romantischem jeweils auch Musik unserer Zeit und aus ihrer Heimat mitzubringen, in diesem Falle dann nebst Beethoven Musik von Smetana, Josef Suk und Erwin Schulhoff.

Sendung in Radio Stephansdom: Adrian Eröd, Aron-Quartett am 12. April (20 Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2013)

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