Salzburger Festspiele: Kuratorium will neuen Intendanten

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Alexander Pereiras Vertrag soll nicht verlängert werden. Wunschnachfolger sind Sven-Eric Bechtolf, Markus Hinterhäuser, Franz Welser-Möst.

Bei der Kuratoriumssitzung am Mittwoch soll es Schreiduelle zwischen Intendant Alexander Pereira und Helga Rabl-Stadler, Präsidentin und Geschäftsführerin des Festivals, gegeben haben. Pereira habe nach seiner Vertragsverlängerung nach 2016 gefragt, diese sei vom Kuratorium abgelehnt worden. Das Kuratorium verhandle bereits mit Nachfolgern, hieß es am Donnerstag. Seine Wunschkandidaten sind der Schauspieldirektor der Festspiele, Sven-Eric Bechtolf, der Dirigent Franz Welser-Möst und der designierte Intendant der Wiener Festwochen ab 2014: Markus Hinterhäuser. Er leitete 2011 – allseits belobigt – nach dem vorzeitigen Abgang von Jürgen Flimm ein Jahr lang die Festspiele. Es galt bereits als fix, dass er Flimms Nachfolger werden sollte. Doch die Politiker entschieden sich für Pereira - nicht zuletzt, weil sie sich von ihm Sponsorengelder erhofften.

„Das ist nicht wahr!“, dementierte Pereira Donnerstag in der „Presse“, dass seine Frage nach einer Vertragsverlängerung mit einem kategorischen Nein beantwortet wurde. Doch Salzburgs Bürgermeister Heinz Schaden (S) bestätigte der APA, dass Pereiras Vertrag über 2016 hinaus nicht verlängert wird. Allerdings, wie viele und welche der jetzt amtierenden Kuratoren werden nach den Wahlen dieses Jahres noch im Amt sein?

Allseits beliebt: Markus Hinterhäuser

Ein möglicher Pereira-Nachfolger wäre Sven-Eric Bechtolf. Der 1957 in Darmstadt geborene Schauspieler, der am Burgtheater vor allem in Inszenierungen Andrea Breths brillierte (z. B. in Tschechows „Kirschgarten“), wandte sich 2000 der Opernregie zu; in diesem Bereich ist er zwar umstrittener denn als Schauspieler, aber auch erfolgreich. An der Staatsoper inszenierte er den „Ring“ und zuletzt Rossinis „Cenerentola“. Bechtolfs erste Operninszenierung war 2000 Alban Bergs „Lulu“ an dem 1991–2011 von Pereira geführten Opernhaus in Zürich.

Bechtolfs erfolgreichste Inszenierung war Richard Strauss' „Ariadne“ in Salzburg und an der Staatsoper. In Zürich hat Bechtolf auch Mozarts Daponte-Opern mit Welser-Möst als Dirigent herausgebracht, ebenfalls während Pereiras Intendanz. Nun sollten die beiden erneut für den Salzburger Daponte-Zyklus kooperieren, doch Welser-Möst stieg aus, wegen Pereiras zu dichter Terminplanung. Stattdessen wurde Christoph Eschenbach verpflichtet. Nach Welser-Mösts verunglücktem Debüt 1986 beim London Philharmonic Orchestra engagierte Pereira Welser-Möst von 1995 bis 2002 als Musikchef ans Opernhaus Zürich, wo dieser sich sein großes Repertoire erarbeitete. Welser-Mösts Vertrag als Generalmusikdirektor in Wien läuft bis 2015 mit einer Option, bis 2020 zu verlängern. Dann endet vorerst auch Dominique Meyers Staatsopern-Kontrakt. Bis 2018 ist Welser-Möst noch in Cleveland gebunden. Wer stellt wo die Weichen wofür? Das ist die Frage. Die nächste Kuratoriumssitzung ist im Mai. Bechtolf wurde zwar für sein Schauspielprogramm 2012 von Kritikern teils herb verrissen. Beobachter meinen allerdings, dass dies auch mit seiner arroganten Art zu tun habe. Viele Musikfreunde sähen gern Markus Hinterhäuser als Festspielintendant in Salzburg. Er hat auch einen besseren Draht zu Rabl-Stadler, die zuletzt von Pereiras Umtrieben zermürbt wirkte. Rabls Vertrag endet freilich 2014. Um ihren „Thron“ versammeln sich sich schon die Nachfolger. Hinterhäuser hat zwar einen Vertrag bei den Festwochen, aber nur auf drei Jahre. Er wäre 2017 frei – und lebt in Salzburg. Welser-Möst wird sich nicht fix binden wollen. Wird Hinterhäuser der Joker? Gegen Bechtolf gibt es Ressentiments in der hinter den Kulissen die Drähte ziehenden mächtigen Salzburg-Society.

Allenfalls könnte man sich nach München wenden: Klaus Bachler, ehemaliger Burgchef, amtiert an der Bayerischen Staatsoper, ihn zieht es aber wohl eher nach New York. Die „Met“ ist allerdings mit Peter Gelber besetzt. Martin Kušej leitet mit wechselndem Glück das Residenztheater und war Salzburger Schauspielchef. Auch sonst könnte man sich umsehen: z.B. in Lyon. Insgesamt sind die schnellen Alternativen zu Pereira allerdings eher rar.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.03.2013)

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