Falstaff hat wenig zu lachen, das Publikum schon

Lustige Weiber von Windsor
Lustige Weiber von Windsor(C) Oper Klosterneuburg
  • Drucken

Otto Nicolais „Lustige Weiber von Windsor“ in stimmiger Inszenierung im Hof des Stifts Klosterneuburg.

Oper kann manchmal wirklich ungerecht sein. Da heißt es „Die lustigen Weiber von Windsor“, aber die mit Abstand populärste Figur ist ein adipöser und laut den Zeugenaussagen der Damen reichlich ungustiöser, offensichtlich triebgesteuerter Stalker.

Dass sie, und nicht der so gar nicht Sir-hafte Sir John Falstaff die wahren Heldinnen der Geschichte sind, daran lassen die Protagonistinnen bei der Produktion von Otto Nicolais bekanntestem Bühnenwerk bei der Operklosterneuburg allerdings keinen Zweifel. Auch stimmlich, so viel vorweg, boten Talia Or als Frau Fluth und Dshamilja Kaiser als Frau Reich die überzeugendsten Leistungen des Abends.

Andy Hallwaxx inszeniert die Komödie als Theaterproduktion, sprich, bevölkert die Szenerie mit allerhand Schneiderinnen und Bühnentechnikern. Das ist ja mal ganz was Neues, seufzt man in einem ersten Reflex. In der Tat hat Hallwaxx damit nicht das Regierad neu erfunden, aber er hält es geschmeidig in Bewegung – und sein Konzept geht auf. Zum einen, weil der Rahmen reichlich Möglichkeiten zur ironischen Brechung gibt, ohne die man das Stück heute schwer auf die Bühne bringen kann. Zum anderen ist er von einem Einfall nicht derart ergriffen, dass er ihn über Gebühr strapaziert, er dosiert vielmehr genau. Eine Kaffeepause der Maske hier, ein eingestreutes „Jungs, bringt mal den Wäschekorb“ da, das belebt. Auch sonst ist für reichlich Komik gesorgt, wenn etwa zwei versprengte Hirsch-Elfen nach der rauschhaften Nacht verkatert beim Wirten sitzen oder der Käfig von Annas nicht mehr sehr lebendigem Vögelchen am Infusionsständer baumelt.

Die Damen haben die Nase vorn

Ein Erzkomiker ist auch Christian Hübner als Falstaff, der schon die imposante Körpergröße für diese Rolle mitbringt und sich durch die Szenen poltert, dass es eine Art hat. Stimmlich hatten die Damen an diesem Abend die Nase vorn: Talia Ors elegant und sicher geführter Sopran harmonierte ausgezeichnet mit dem etwas durchsetzungsstärkeren Mezzo von Dshamilja Kaiser. Sarah Tuleweit als Anna blieb hingegen eher unauffällig. Der Tenor von Patrick Vogels Fenton klang anfangs etwas unrund, fand aber zusehends besser in die Partie. Ansprechend auch die Leistung der Sinfonietta Baden (inklusive feinen Konzertmeisterin-Solos), die unter der Leitung von Christoph Campestrini die belastbare Basis für einen unverstärkten Opernabend lieferte.
Vorstellungen: 18., 20., 24., 26., 27., 30. Juli sowie 1. August. Kindervorstellung: 21. Juli

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.