Anna Netrebkos Verdi-Abenteuer mit Placido Domingo

SALZBURGER FESTSPIELE 2013: PROBE 'GIOVANNA D'ARCO' /DOMINGO/NETREBKO
SALZBURGER FESTSPIELE 2013: PROBE 'GIOVANNA D'ARCO' /DOMINGO/NETREBKOAPA/SILVIA LELLI
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Abendkritik: Verdis konzertant aufgeführtes Frühwerk "Giovanna d'Arco" in Salzburg war ein aufregendes Duell. Der Konzertsaal wurde zur Bühne.

Sage noch einer, konzertante Aufführungen könnten das Bühnenerlebnis nicht ersetzen! Wenn Placido Domingo mit von der Partie ist, wird der Konzertsaal zur Bühne. Schon wie der Doyen der Opernstars bei Verdis selten gespielter „Giovanna d'Arco" auf dem Podium erscheint, wie er hereinwankt, genau genommen, zaubert dem Publikum die Figur des ratlosen, erschütterten Vaters vor Augen, der nicht weiß, wie ihm, wie seiner Tochter geschieht.
Gewiss, der zum Bariton mutierte Tenor kommt mit seiner neuen Rolle manchmal an seine Grenzen, ohne sie freilich zu überschreiten. An Autorität der Darstellung, der Charakterzeichnung übertrumpft er an diesem Salzburger Festspielnachmittag vielleicht sogar die Primadonna. Freilich: Anna Netrebko lässt sich, was die Bühnenpräsenz betrifft, nicht lumpen. Allein, die Diva verlegt sich diesmal darauf, vor allem mit stimmlichen Mitteln ein Charakterporträt zu zeichnen.

Netrebkos unvergleichliches Farbenspiel

Das gelingt ihr vortrefflich. Was über die schauspielerische Wendigkeit dieser Sängerin gesagt worden ist, trifft mehr und mehr, scheint's, auch auf ihr vokales „Darstellungspotenzial" zu. Die Flexibilität, die sie demonstriert, ist enorm. Vor allem der Reichtum an Farben, den sie ihrem füllig-weichen Sopran abgewinnt, ist staunenerregend. Da verwandelt sich die Klangqualität eines Tones, der eben vom strahlenden Forte in gehauchtes Pianissimo zurückgenommen wurde, in Sekundenschnelle. Höchste Expression, aus der jeweiligen Situation geboren, lässt sich daraus erzielen, vom ersten Auftritt bis zur Sterbeszene, die im heiklen Duett mit der Klarinette zum berührenden Höhepunkt wird.
Mit so viel Stimmgewalt und -beherrschung mitzuhalten, ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Francesco Meli verfügt zwar über eine kräftige, klare Tenorstimme, zieht aber im Duett mit dieser Giovanna den Kürzeren. Dass er einmal sagt: „Welche Stimme", reizt zum Schmunzeln. Doch ist auch dieses leichte Missverhältnis für die dramaturgische Wahrhaftigkeit dieses Salzburger Verdi-Abends umzumünzen, fordert doch Johanna ihr Gegenüber, den König, zum Kampf auf. Sie bleibt der Chef, auch weil Paolo Carignani das Orchester sicher und behutsam nach den „Vorgaben" der Sänger steuert. 

Eine ausführliche Kritik erscheint in unserer Donnerstagsausgabe.

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