Staatsoper: Ein Fest mit Ehrenring und Erinnerungen

Staatsoper Fest Ehrenring Erinnerungen
Staatsoper Fest Ehrenring Erinnerungen(c) EPA (WAEL HAMZEH)
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José Carreras begeisterte noch einmal gemeinsam mit jungen Kollegen seine Fans bei einer Matinee. Standing Ovations am Beginn, Standing Ovations dazwischen und Standing Ovations am Schluss.

Es war ein Auf und Nieder. Standing Ovations am Beginn, Standing Ovations dazwischen und Standing Ovations am Schluss. José Carreras trat am Sonntag in einer Matinee der Staatsoper auf, die sich in einen Hort der Zuneigung, Begeisterung und Rührung verwandelte. Ein Auf und Nieder hat auch Carreras erlebt. Beinahe auf den Tag genau vor 25 Jahre feierte der spanische Tenor in Wien sein Comeback. Denn ein Jahr davor, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, stand der Sänger vor einer niederschmetternden Diagnose: Leukämie. Zehn Prozent Überlebenschancen hatten ihm die Ärzte gegeben. Doch Carreras kämpfte sich zurück, nicht nur ins Leben, sondern auch auf die Bühnen der Welt – und jene der Wiener Staatsoper.

1974 hat er als Herzog in Verdis „Rigoletto“ hier debütiert, wenig später folgte der große Durchbruch als Cavaradossi in Puccinis „Tosca“. Mit seinem Rudolfo unter der Leitung von Karajan hat er sich in die Geschichte des Hauses eingeschrieben. Ebenso als Don Carlo, als bejubelter Kalaf in Puccinis „Turandot“ unter Maazel und mit einer seiner ganz großen, bis heute unerreichten Paraderollen, als Don José in „Carmen“. Nach seinem Comeback war Carreras etwa in Verdis „Stiffelio“ und als Gaston in dessen „Jérusalem“ sowie als Jean in Massenets „Hérodiade“ im Haus am Ring zu erleben.

An all diese unvergessenen Momente durfte man sich an diesem Vormittag noch einmal erinnern, als Carreras mit einem feinen und klug ausgewählten Bouquet an Orchesterliedern etwa von Donizetti, Puccini, Schreker und Grieg sowie mit Zarzuela-Stücken vor sein begeistertes Publikum trat. Natürlich galt dieser Vormittag vor allem auch der von Carreras ins Leben gerufenen Leukämiestiftung, die seit ihrer Gründung vor 25 Jahren bereits über 200 Millionen Euro durch die Auftritte des Sängers und durch Spenden für die Leukämieforschung lukrieren konnte. Auch der Reinerlös der Matinee kam der Stiftung zugute. Ein Erlös, den auch die jungen und vor allem an den Holz- und Blechbläserpulten tüchtigen Musiker des Orchesters der Sommerakademie der Wiener Philharmoniker unter David Giménez mitverdienten. Genauso wie die Staatsopernsänger Anita Hartig, Margarita Gritskova und Adam Plachetka, die sich José Carreras, so Direktor Dominique Meyer, an seine Seite gewünscht hatte.

Fausts Marguerite und „La Traviata“

Eine schöne Idee, die jungen Künstler auf dem Sprung zur internationalen Karriere gemeinsam mit dem großen Kollegen hören zu können. So begeisterte Hartig mit der Juwelenarie der Marguerite aus Gounods „Faust“ und mit Carreras in Eric Saties bezauberndem „Je te veux“. Adam Plachetka animierte mit Tostis „Sogno“ zum Träumen. Margarita Gritskova kokettierte herzhaft feinherb als Rosina und als fächerschwingende Carmen mit dem Publikum und in einem Zarzuela-Duett mit Carreras.

Mit „Coro n'grato“ von Caballero brachte Carreras danach seine Fans noch einmal aus dem Häuschen, bevor der Zugabenreigen bis hin zum unvermeidlichen Trinklied aus „La Traviata“ beginnen konnte.

Schließlich: Was wäre ein solcher Wiener Auftritt ohne Ehrung? Also überreichte Hausherr Meyer nach der Pause dem schon 1984 zum Österreichischen Kammersänger Ernannten den Ehrenring der Staatsoper.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.09.2013)

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