Tschaikowsky-Film nach Schwulen-Debatte gestoppt

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In Russland sollte ein Film über den homosexuellen Komponisten entstehen. Der Kulturminister forderte, das Privatleben des Komponisten auszulassen

Die in Russland herrschende Homophobie hat ein russischen Prestigeprojekt ins Stocken gebracht: Regisseur Kirill Serebrennikow sollte das Leben von Peter Iljitsch Tschaikowsky verfilmen. Nun kündigte er an, Staatshilfen in Höhe von 30 Millionen Rubel (knapp 670.000 Euro) abzulehnen, da der Kinofonds gegen die Finanzierung sei. Der Kinofonds, der Fördergelder verteilt, verweigerte dem Regisseur zufolge die Unterstützung offiziell deswegen, weil es "kein Zuschauerpotenzial" für den Film gebe. Tatsächlich dürfte der Grund aber woanders liegen. Denn Kulturminister Wladimir Medinski hatte gefordert, das Privatleben des Komponisten, der schwul gewesen sein soll, auszulassen.

"Es gibt keine Beweise, dass Tschaikowsky homosexuell war", hatte Medinski behauptet. "Der Film muss vom Genie Tschaikowsky handeln und nicht von irgendwelchen Gerüchten über seine Biografie", hatte Minister Medinski gefordert.

Damit hatte der Kulturminister der Expertenmeinung widersprochen. Demnach sei der düstere Komponist, der 1893 unter ungeklärten Umständen starb, homosexuell gewesen, was zahlreiche Briefe Tschaikowskys belegen würden. Es kursieren sogar Gerüchte, der damals 53-Jährige sei zum Selbstmord gezwungen worden, weil er ein Verhältnis mit dem Neffen des Zaren hatte.

"Werden das Geld außerhalb Russlands auftreiben"

Der Film über den Komponisten soll nun ohne russische Unterstützung gedreht werden. "Wir werden das Geld für den Film über den wichtigsten nationalen Komponisten, über Peter Tschaikowsky, außerhalb Russlands auftreiben", schrieb Serebrennikow bei Facebook.

Der Film soll 2015 erscheinen, zum 175. Geburtstag Tschaikowskys. Als Budget sind 240 Millionen Rubel eingeplant. Zuletzt war der staatliche Druck auf Schwule und Lesben in Russland stark gestiegen.

(APA/dpa/Red.)

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