Brillant bei Beethovens Vierter

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Vor ihrer Tournee zeigten sich Thielemann und die Philharmoniker in blendender Verfassung.

Mit Beethoven gehen die Wiener Philharmoniker in den nächsten Wochen auf Tour: mit einigen Klavierkonzerten (mit Rudolf Buchbinder, wie gewohnt in der Doppelrolle Solist, Dirigent) und mit den Symphonien unter Christian Thielemann. Schließlich will man sich in Peking, Japan und Moskau von seiner besten Seite zeigen. Wie gut man sich vorbereitet hat, war zuletzt im Theater an der Wien mit einigen Beethoven-Konzerten sowie am Wochenende im Musikverein mit den Symphonien drei und vier zu erleben. Heute, Montag, bestreitet Wiens Meisterorchester die erste Soiree der Saison mit den beiden ersten Beethoven-Symphonien.

Dass sich das Orchester und Thielemann bei diesem Repertoire bestens verstehen, hörte man Samstagnachmittag: Thielemann hat klare Vorstellungen und weiß diese mit seiner Schlagtechnik souverän mitzuteilen. Und er lässt dem Orchester genug Freiraum, um mit der ihm eigenen Klangkultur zu brillieren. Beste Voraussetzungen für ein wirkliches Miteinander, ein erfülltes Musizieren.

Das zeigte sich besonders bei der Vierten, die Karajan die technisch schwierigste unter den Beethoven-Symphonien nannte. Bei Thielemann merkte man das nicht. Die nicht allein im Zusammenspiel heikle B-Dur-Symphonie entstand wie aus einem Guss. Ja, den langsamen Satz hätte man sich um eine Spur rascher, das Scherzo etwas weniger kantig vorstellen können, den Gesamteindruck störte das nicht. Auch das Orchester zeigte sich mit Thielemanns Lesart höchst einverstanden, die man an den mustergültig gelungenen Übergängen, berückenden Pianissimo-Schattierungen und makellosen Soli hörte.

Bei der Eroica weniger virtuos

Auch bei der Eroica zeigten die Wiener, dass es nur weniger Fingerzeige des Dirigenten bedarf, um die gewünschten Effekten zu erzielen. Aber nicht nur die Blechbläser spielten weniger virtuos und sicher als vor der Pause. Auch Thielemann scheint diese Symphonie – wie sich schon bei seiner Gesamteinspielung zeigte – weniger zu liegen. So überlegen er den Finalsatz disponierte, so sehr fehlte es dem Stirnsatz an drängender Dramatik. Beim langsamen Satz mangelte es zuweilen an verinnerlichter Spannung. Umso zündender gelang das Scherzo, gewissermaßen als Einstimmung in die wirkungssicher ausgereizte Schlussapotheose.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.10.2013)

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