András Schiff spielt Beethoven: Zugespitzt, wunderbar entspannt

Wiener Konzerthaus
Wiener KonzerthausAPA/HERBERT NEUBAUER
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Schiff eröffnete seinen Zyklus mit den frühen Sonaten.

Dass sich András Schiff einmal derart auf Beethoven konzentrieren würde, war nicht abzusehen. Furore machte er vorerst mit seinen exemplarisch lockeren, transparenten Bach-Interpretationen. Später befasste er sich auf diesem Niveau mit den Sonaten Schuberts, zu dem er seit seiner Studienzeit ein besonderes Naheverhältnis besitzt. Denn wesentlicher Teil seines Unterrichts war die Erarbeitung von Schubert-Liedern, worin ein Geheimnis seines kantablen Stils liegt. Auch zu Mozart fand er früh.

Nicht so sehr seine – gleichwohl auf hohem Niveau gelungene – Gesamteinspielung der Beethoven-Klavierkonzerte aus den 1990er-Jahren ließ erwarten, dass er sich künftig auch diesem Komponisten intensiver widmen würde, sondern vor allem seine Aufnahme der Cello-Klaviersonaten mit Miklós Perényi. Tatsächlich baute er nach und nach in seine Recitals Beethoven-Sonaten ein. Zwischen 2004 und 2006 spielte er sie in Zürich gesamt live ein. Auch im Theater an der Wien wollte er sie präsentieren. Aber schon nach dem ersten Abend brach er dieses Projekt, weil er nicht die entsprechenden Möglichkeiten vorfand, ab, es wurde schließlich von anderen Pianisten fortgeführt.

Umso verdienstvoller ist es, dass die Konzerthausgesellschaft, bei der Schiff einst mit Bachs Goldberg-Variationen sein aufregendes Wiener Solodebüt gefeiert hat, ihn für diesen Beethoven-Zyklus eingeladen hat, in dem er das „Neue Testament der Klaviermusik“ aus seiner Sicht darstellt. Dass dabei – selbst wenn man seine Einspielung dieser 32 Sonaten kennt – eine spannende Reise bevorsteht, machte schon der erste Abend, den Schiff auf einem Steinway bestritt, deutlich.

Grotesker Witz in Opus 7

So zugespitzt auf ihre Kontraste nicht nur in den raschen Abschnitten und derart tiefgründig in den langsamen Sätzen hört man diese Werke selten. Deutlich wurde damit auch der jeweils unterschiedliche Ansatz der Stücke: das „Sturm und Drang“-Aufbegehren der f-Moll-Sonate Opus 2/1, die Schubert vorausahnende, verspielte Poesie der A-Dur-Sonate Opus 2/2, die konzertante Allüre mit innerlicher Bewegtheit verbindende C-Dur-Sonate Opus 2/3, aber auch der immer wieder durchscheinende groteske Witz der mit besonderer klanglicher Finesse ausgebreiteten, mustergültig entspannt musizierten Es-Dur-Sonate Opus 7. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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