In Salzburg gibt man Mozarts großen Zeitgenossen ein Forum

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Bei der Mozart-Woche feiert man den Genius Loci ebenso wie die Jubiläen Glucks und des Bach-Sohns Carl Philipp Emanuel.

Nicht nur Christoph Willibald Gluck, mit dessen „Orfeo und Euridice“ die Salzburger Mozart-Woche 2014 ihre Pforten geöffnet hat, sondern der wegen seiner Tätigkeit als Hamburgischer Musikdirektor auch als „Hamburger Bach“ bekannte Bach-Sohn Carl Philipp Emanuel wurde vor 300 Jahren geboren. Da im Mittelpunkt dieses Festivals gleichermaßen Geburtstagsjubilare wie Mozart-Zeitgenossen stehen, hat man auch für ihn einen prominenten Platz in der heuer elftägigen Perspektive reserviert.

Das Oratorium „Die Auferstehung und Himmelfahrt Jesu“ ist zwar bekannt, weniger jedoch, dass davon auch eine Bearbeitung Mozarts existiert, die dieser für Aufführungen im Rahmen der vom Musikliebhaber Gottfried van Swieten organisierten Konzerte der Associierten Cavalieri verfertigt hat. Seit 1791 war diese Version, die sich gegenüber dem Original durch verfeinerte Instrumentation auszeichnet, nicht mehr zu hören. Das Versäumnis, auf das in Fachkreisen wiederholt hingewiesen wurde, behob man nun im Haus für Mozart auf höchstem Niveau.

Für den besonderen Anlass hatte man mit dem gewohnt transparent musizierenden Freiburger Barockorchester eines der führenden Originalklangensembles verpflichtet, das seinem Ruf alle Ehre machte. Dazu den mit ebensolcher Durchsichtigkeit, zudem exemplarischer Wortdeutlichkeit aufwartenden RIAS Kammerchor. René Jacobs hatte Sänger wie Musiker mit der ihm eigenen Akribie und musikantischen Eloquenz mustergültig auf die in vielen Teilen nachgerade protestantisch-karge Musik eingeschworen. Mit der Sopranistin Miah Persson, dem Tenor Maximilian Schmitt und dem die Kollegen durch markante Textdeutung überstrahlenden Bass Michael Nagy stand auch ein exquisites Solistenterzett zur Verfügung.

Spurensuche anno 1784. Auf Spurensuche machte sich auch András Schiff, seit Jahren Stammgast des rund um Mozarts Geburtstag arrangierten Festivals. In drei Konzerten führte er Werke des Jahres 1784 zusammen, darunter die c-Moll-Sonate KV 457, die auf einem Thema von Gluck basierenden Klaviervariationen KV 455 über „Unser dummer Pöbel meint“, die B-Dur-Violinsonate KV 454, das Klavierquintett KV 452, vor allem aber die aus diesem Jahr datierenden Klavierkonzerte. Sie präsentierte er mit seiner aus ersten Musikern zusammengesetzten Doppelrolle als Solist und Dirigent.

Den Anfang machte in der ersten dieser Matineen im Mozarteums die von Mozart selbst als Einheit betrachtete Trias KV 449, 450 und 451, bei der Schiff einmal mehr alle Register seines Könnens zog. Neben seiner auf höchste Transparenz zielenden manuellen Meisterschaft, einer bis ins Detail durchdachten Artikulation und der beredten Eleganz seiner Phrasierung faszinierte der musikantische Schwung seiner Darstellungen. Was sich unmittelbar auf seine ebenso inspiriert musizierenden musikalischen Mitstreiter übertrug.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.01.2014)

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