Karl Löbl, der Doyen der Kulturkritik, ist tot

ORF trauert um Karl Loebl
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Er war wegen seiner Direktheit gefürchtet, wurde für sein Fachwissen geschätzt: Karl Löbl war der Meister der schnellen, pointierten Kritik.

Als „Nachtkritiker" des ORF wird er uns in Erinnerung bleiben: Kaum war der letzte Ton verklungen (oder gar erst die Pause eingeläutet), hat Karl Löbl den Zuschauern im Fernsehen seine Meinung zum Stück offeriert, hat erklärt und gedeutet und das Publikum damit „in Echtzeit" an den wichtigsten Ereignissen des heimischen Kulturlebens teilhaben lassen. Damit bot er die Möglichkeit zum sofortigen Diskurs, zum Mitreden, auch für jene, die selbst nicht dabei sein konnten.

Das und sein profundes, blitzschnell abrufbares Fachwissen haben ihn zum Doyen der österreichischen Musikkritik gemacht. Leicht sei ihm die stets pointierte Kritik nicht gefallen, bekannt Löbl vergangenen April in einem „Presse"-Interview: „Ich musste in dem Moment die Selbstsicherheit haben und riskieren, dass mich die Leute hassen."

Diesen „Hass" des Publikums hat er wegzustecken gewusst, weil er sich der Bedeutung seiner Aufgabe bewusst war: Solange Karl Löbl „Nach der Premiere" kommentierte, wusste die gesamte Republik, dass die Kultur integraler Bestandteil des österreichischen Selbstverständnisses ist - und bleiben sollte.

Dass er schon als Zeitungs-Kritiker mit seiner Ehrlichkeit und Direktheit hin und wieder übers Ziel schoss, wog dabei wenig. Weil er eine Sängerin als „Kredenz auf Radeln" bezeichnet hatte, wurde Löbl sogar einmal verurteilt. Karl Böhm musste nach einem Löbl-Interview sogar von seinem Posten als Staatsoperndirektor zurücktreten!

Löbl, am 24. Mai 1930 in Wien geboren, hatte Musik- und Theaterwissenschaft studiert, ehe Gerd Bacher, der jüngste Chefredakteur des Landes, ihn zum noch jüngeren Kulturchef machte. Von der „Weltpresse" geholt über den „Bildtelegraph" und den Sender Rot-Weiß-Rot ging's zu „Express" und „Kurier", wo er von 1975-79 sogar Chefredakteur war, ehe er zum mächtigen ORF-Kulturchef aufstieg.

Anfang der Woche erlag Löbl einem Krebsleiden.

(i. w./sin)

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