Konzerthaus: Streichquartett zum Staunen

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Das Artemis-Quartett begeisterte mit einem spannenden Programm der Kontraste: Brahms, Bartók, Beethoven.

Es war ein Quartett-Abend, an dem man staunen durfte. Die Programmauswahl präsentierte sich als Spiel der Kontraste: Auf frühen Brahms folgte Bartók aus seiner wilden, kompromisslosen, radikalen Zeit, danach der spröde späte Beethoven. Ein feiner kammermusikalischer Reibebaum, der es den vier Musikern des Berliner Artemis-Quartetts auch erlaubte, ihr ganzes Können im Mozartsaal vielfältigst zu präsentieren.

Es begann mit dem dritten Streichquartett von Brahms, das dieser 1875 noch in Deutschland komponierte und in dem er sich genüsslich an der Wiener Klassik orientierte. Gemessen an den nachfolgenden Kompositionen: ein geradezu gemütlicher Beginn. Schon das an die Jagd gemahnende Hauptthema und das zart, schemenhaft nachhuschende zweite Thema bewies die erstaunliche Harmonie und Präzision im Zusammenspiel der vier Streicher, die diese beiden musikalischen Figuren in feinst ausgehörtem Kontrast gegeneinander antreten ließen. Sie spielten einander die Themen zu, mit einer seidig fließenden Präzision ab, die beglückte.

Ganz anders dann natürlich der Ton und die Form im dritten Streichquartett von Bartók: ein einsätziges, in drei Abschnitte unterteiltes Stück, expressiv und herzhaft dissonant. Diesen knappen, kondensierten Streichquartett-Wurf interpretierte das Artemis-Quartett mit großer Intensität, präzise, dennoch mit klangschönem Ausdruck und farbenreich.

All diese Eigenschaften wurden auch Beethovens spätem Quartett-Universum, dem Opus 131, zuteil: ein alle Normen sprengendes Wunderwerk, das in seiner durchgängigen siebensätzigen Form immer noch staunen macht. Das Herzstück, das Andante des vierten Satzes, und seine Variationen wurden subtil, auch mit viel pointiertem Witz von den Musikern ausgespielt. Das anschließende Presto huschte höchst agil, wenn auch vielleicht nicht mit der gleichen drahtigen Präzision, wie man sie etwa vom Emerson String Quartett schon hörte, über die Saiten; die Pizzicati ließen die Artemis-Musiker geradezu drall bäurisch krachen. Mit wütend aufgerautem, fast rabiatem Streicherfuror ging es dann ins finale Allegro und damit zum Ende eines in Programm wie Darbietung begeisternden Konzerts.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.02.2014)

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