Die Camerata Salzburg mit Philipp Herreweghe und dem Pianisten Alexander Lonquich im Konzerthaus.
Viel haben sie ja nicht gemeinsam: Ludwig van Beethovens „Eroica“ und Frédéric Chopins zweites Klavierkonzert, zusammengespannt bei einem Gastspiel der Camerata Salzburg am Mittwoch im Wiener Konzerthaus. So revolutionär Beethovens Symphonie noch heute wirkt, so vergleichsweise konventionell gestrickt präsentierte sich das deutlich später entstandene gefällige Jugendwerk des polnischen Komponisten.
Und doch haben Dirigent Philippe Herreweghe und der brillante Solist Alexander Lonquich eine übergreifende Klammer gefunden: die Leichtigkeit, mit der sie die beiden so unterschiedlichen Werke musizierten – eine Leichtigkeit, die beiden Werken auf eine je spezifische Weise ganz ausgezeichnet bekam. Lonquich gelang dabei das Kunststück, einen sich schon durch die Körpersprache ausdrückenden entspannten Zugang mit einem durchaus sehr energieintensiven Anschlag zu vereinen. Er verzichtete auf jegliches Pathos – das bei Chopin ohnehin einem musikalischen Kalorienexzess gleichkäme – und versuchte auch gar nicht, wie mancher Kollege in das Werk etwas hineinzugeheimnissen, was gar nicht darin angelegt ist. Abgesehen von den spannungsgeladenen Tremoli der Streicher im zweiten Satz geriet die Begleitung über weite Strecken etwas diffus, was allerdings nicht so stark ins Gewicht fiel angesichts der Nebenrolle, die Chopin dem Orchester zumaß.
Um ein Haar aus der Spur getragen
Dieses hatte seinen großen Auftritt ohnehin erst nach der Pause, und auch hier war wieder Leichtigkeit Trumpf: Herreweghe bewies, wie herrlich unheroisch so eine „Eroica“ klingen kann. Er dirigierte Beethovens symphonische Großtat mit staunenswerter Leichtfüßigkeit, ohne dabei die Bodenhaftung zu verlieren. Dafür sorgte schon der ausgeprägte rhetorische Zugang: Jede Phrase der befreit aufspielenden Camerata klang wie von der menschlichen Stimme gesprochen, bis hin zum unheilvollen Grummeln der Bässe zu Beginn des zweiten Satzes. Um ein Haar hätte es die Violinen im äußerst „con brio“ genommenen Kopfsatz aus der Spur getragen, aber eben nur um ein Haar, so viel knapp kalkuliertes Wagnis muss schon sein dürfen.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.03.2014)