„König David“ feierte seinen Sieg in Wien

Wladimir Fedosejew
Wladimir Fedosejew(c) EPA (Toni Albir)
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Wladimir Fedosejew adelte eine Aufführung des „symphonischen Psalms“ von Arthur Honegger.

Steigerungen baut er wie kein anderer auf. Als sich die Aufführung von Honeggers „König David“ am Donnerstagabend dem Ende zuneigte und die sanften Totenlieder auf den Herrscher gesungen waren, erhob sich das „Alleluja“ noch einmal zu ungeahnter Kraft: Wie aus dem Nichts modellierte Wladimir Fedosejew mit seinen beredten Händen (ohne Taktstock) einen imposant aufragenden tönenden Grabstein. Atemberaubend. Dergleichen Überraschungscoups sind typisch für Fedosejew, bereichern erfahrungsgemäß jedes seiner Konzerte.

Wie auch jedes Orchester unter seinen Händen zu Klangschönheit und höchstem Ausdruck findet. Auch das RSO, das diesmal aufgeboten war, um mit dem von Johannes Prinz auf geradezu sensationellem Niveau einstudierten Singverein Honeggers „symphonischen Psalm“ zu neuem Leben zu erwecken.

Supermarkt für Filmkomponisten

In Zeiten wie diesen betrachtet man ein durch und durch tonales Werk wie diesen „König David“ ja gern als geradezu rückschrittlich – und bedenkt nicht, wie sehr der Komponist da eine Ästhetik vorweggenommen hat, die erst ein halbes Jahrhundert später wieder unter dem Siegel der sogenannten Postmoderne zu Ehren kommen sollte. Wer da meint, die konzisen, holzschnittartig deutlichen musikalischen Vignetten, mit denen Honegger die Geschichte Davids illustriert, klänge wie Filmmusik, zäumt das Pferd von der falschen Seite auf: Filmkomponisten haben sich hier großzügig bedient . . .

Orchester und Chor nutzten die Gelegenheit, um alle Spielarten bildhafter Klangmalerei auszukosten. Michael Heltau erzählte die Legenden ohne je in falsches Pathos zu verfallen, sondern ganz dem knappen Ton Honeggers verpflichtet – man lauschte gespannt und freute sich auch über die melodramatische Gestaltung der Hexe durch Andrea Jonasson.

Exzellent die Gesangssolisten, der weiche Mezzo Hermine Haselböcks, der in allen Lagen beweglich-beredte Tenor von Norbert Ernst und Ildikó Raimondi, die ihren Sopran in die höchsten Höhen treiben musste, wo Cherubim und Seraphim in Gestalt der souveränen Singvereins-Damen regieren: glücklich jubilierend wie hernach das Publikum. Ö1 überträgt am 20. 4. um 19.30 Uhr. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.04.2014)

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