Philharmoniker restituieren enteignetes Gemälde

Philharmoniker restituieren von Nazis enteignetes Gemälde
Philharmoniker restituieren von Nazis enteignetes Gemälde AP (GEORG HOCHMUTH)
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Dass Paul Signacs Gemälde "Port-en-bessin" an die rechtmäßigen Erben geht, ist Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg ein "besonderes Anliegen". Die Grünen sind skeptisch.

Die Wiener Philharmoniker restituieren ein von den Nazis enteignetes Gemälde des Neo-Impressionisten Paul Signac (1863-1935) an die Erben des Franzosen Marcel Koch. Das Orchester hatte das 1940 von der Geheimen Feldpolizei in Frankreich enteignete Bild als Geschenk erhalten. Eine feierliche Übergabe an die Erben Kochs soll noch heuer stattfinden, teilten die Philharmoniker in einer Aussendung mit.

Bei dem Bild handelt es sich um "Port-en-Bessin", eine frühe Arbeit Signacs aus dem Jahr 1883. Die Philharmoniker hätten seit den 1980er Jahren mehrmals versucht, die Provenienz des Gemäldes zu klären. Dies gelang nun der Kunsthistorikerin Sophie Lillie. Das Orchester, das damals Konzerte in Salin-les-Bains, Besancon und Dijon spielte, erhielt das Bild als Geschenk vom aus Wien stammenden Direktor der Geheimen Feldpolizei, Roman Loos. Koch gründete 1945 die Documentation Francaise, deren Direktor er bis 1969 war.

"Die Restitution dieses Bildes ist uns ein besonderes Anliegen. Wir sind seit vielen Jahren bestrebt, die Vergangenheit der Wiener Philharmoniker aufzuarbeiten und stellen uns unserer Verantwortung, historisches Unrecht wiedergutzumachen", so Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg in einer Aussendung. Weitere Forschungen zur Provenienz von Musikinstrumenten und anderen Archivbeständen hätten bisher keinen Hinweis auf unrechtmäßigen Besitz ergeben. Die Recherchen würden jedoch fortgesetzt.

Kritik von den Grünen

Die Grünen vermuten noch mehr Raubgut aus der NS-Zeit im Besitz der Wiener Philharmoniker. "Je tiefer man in der Geschichte der Wiener Philharmoniker gräbt, desto mehr 'Leichen' tauchen aus dem Orchestergraben auf", so der Grüne Abgeordnete Harald Walser in einer Aussendung. Er fordert daher eine internationale Historikerkommission.

"Orchester-Vorstand Clemens Hellsberg verfährt immer nach der gleichen Taktik: zuerst verschweigen und vertuschen. Zugegeben wird nur das, was nicht zu leugnen ist", so Walser. Das nun zur Restitution anstehende Signac-Bild habe sich fast 75 Jahre "inklusive Echtheitszertifikat im historischen Giftschrank der Philharmoniker" befunden. "Gewusst haben davon nur einige wenige Eingeweihte. Erst jetzt, nachdem seit Monaten Gerüchte kursiert sind, hat der Vorstand endlich gehandelt", ergänzt Walser.

(APA)

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