Kritik am Ankauf von sechs Opern von den Salzburger Festspielen. Pereira, Intendant der Salzburger Festspiele, übernimmt die Scala ab Herbst.
Bis zum Ende der Salzburger Festspiele 2014 ist Alexander Pereira noch deren Intendant, dann tritt die vorzeitige Vertragsauflösung in Kraft, auf die er sich mit dem Kuratorium geeinigt hat; im Oktober beginnt Pereira als Chef der Mailänder Scala. Doch schon jetzt sorgt ein Geschäft, das er für die Scala mit den Salzburger Festspielen abgeschlossen hat, in Mailand für Aufregung.
Ende März gab das Salzburger Kuratorium bekannt, dass Pereira sechs große Opern aus Salzburg nach Mailand übernehme, dies bringe 1,6 Millionen Euro für die Kassa der Festspiele und einen leichten Überschuss in deren Budget, hieß es. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler sprach von einer Win-win-Situation.
Zumindest das italienische Kulturministerium scheint das zu bezweifeln: Es hat den Scala-Aufsichtsrat gebeten, einen Bericht über den Deal zu verfassen. Der Mailänder Bürgermeister, Giuliano Pisapia, Präsident der Stiftung, die die Scala kontrolliert, sagte dazu: „Eine sehr heikle Diskussion ist im Gange.“ Man habe Pereira um Dokumente über den Ankauf der Opernproduktionen gebeten. Noch unklar ist, ob bereits Verträge abgeschlossen worden sind. Der Scala-Aufsichtsrat sei jedenfalls nicht darüber informiert worden, heißt es in italienischen Medien. Am Montag stand Pereira dem Aufsichtsrat Rede und Antwort.
Pereira verteidigte sich indessen bereits in Interviews: „Ich hätte meine Produktionen an andere Theater für mehr Geld verkaufen können“, sagte er der Zeitung „La Repubblica“. „Die Scala hat ein Geschäft gemacht.“ Er wundere sich nicht über die Aufregung: „Es gibt Personen, die auch nicht resignierten, nachdem ich zum Scala-Intendanten ernannt worden war. Nachdem sie gegen Stéphane Lissner agitiert hatten, waren sie sicher, dass sie seine Stelle erobern würden, ohne sie verdient zu haben. Bis jetzt haben sie es nicht geschafft.“
Stéphane Lissner ist noch bis Ende September Intendant der Scala; Pereira fungiert bis zu seinem offiziellen Antritt als „technischer Berater“ des Opernhauses, das unter großem Spardruck steht. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.04.2014)