Kammeroper: Im „Titus“ geht es rund

FOTOPROBE: ´LA CLEMENZA DI TITO´ IN DER KAMMEROPER IN WIEN
FOTOPROBE: ´LA CLEMENZA DI TITO´ IN DER KAMMEROPER IN WIEN(c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
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Mozarts „La clemenza di Tito“: spritzig musiziert und gedankenvoll von Alberto Triola inszeniert.

Ein in die Mitte der Bühne platzierter Rundbau im ersten Akt, eine sich am Ende als überdimensionales Abbild der Titelfigur entpuppende Skulptur für den zweiten: So präsentiert sich die Bühnenarchitektur von Mozarts „Titus“ in der Kammeroper. Sie entspricht der Handlung: Im ersten Akt geht es um Hass und Zwietracht, es werden Intrigen geschmiedet. Mit einem Wort: Es geht rund. Und das Finale des zweiten Akts wächst durch die Größe, die der Herrscher durch sein großmütiges Verzeihen erweist, geradezu ins Übermenschliche.

Mit Metaphern arbeitet auch die Regie von Alberto Triola. Nur selten geben wir Menschen uns wirklich authentisch; meist verstecken wir uns hinter Masken: So deutet er Mozarts letzte Opera seria. Entsprechend tauchen immer wieder Masken als Sinnbild für Betrug und Täuschung auf. Triola geht es um das Sichtbarmachen der Seelenzustände. Gleich einem intimen Kammerspiel führt er die durch klare Konturen charakterisierten Personen. Den Tito zeichnet er zerrissen zwischen seiner imperialen Aufgabe und seiner eher schüchternen, auf Ausgleich, auf Milde bedachten Natur.

Dafür hatte er mit dem auch vokal blassen Adrew Owens einen idealen Darsteller. Ein krasser Gegensatz zu der auch stimmlich meist schrill aufbegehrenden Vitellia von Čiğdem Soyarslan. Dagegen war Gan-ya Ben-gur Akselrod als Servilia zu zurückhaltend, und es dauerte, bis Natalia Kawalek-Plewniak als Annio Eigenpersönlichkeit zeigte. Überstrahlt wurden sie alle von der leidenschaftlich agierenden, stimmlich perfekten Gia Petrone als glutvollem Sesto. Ihr wird man schon bald auf einer größeren Bühne begegnen.

Für das orchestrale Fundament dieser kammermusikalischen, auf Choristen verzichtenden Version dieses späten Mozart sorgte gewohnt souverän Rubén Dubrovsky an der Spitze des meist spritzig musizierenden Bach Consort Wien. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2014)

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