Wetterglück und Rekordbesuch: 140.000 bei "Konzert für Europa"

Valery Gergiev dirigierte das Open-Air-Konzert der Wiener Philharmoniker im Schlosspark Schönbrunn.

Russlands Präsident war zwar zu Mittag wieder abgereist, dennoch dominierte russische Musik auch am Donnerstagabend beim "Konzert für Europa". Dirigent Valery Gergiev hatte für das Programm Ohrwürmer seiner Landsleute Peter Iljitsch Tschaikowsky und Igor Strawinsky ausgesucht. Im vierten Jahr hatte man beim dem 2004 ins Leben gerufenen und von ORF und 3sat live übertragenen Open-Air der Wiener Philharmoniker im Schlosspark Schönbrunn endlich Wetterglück. Bei sommerlichen Temperaturen schätzten die Veranstalter die Besucher (unter ihnen Bundespräsident, Bundes- und Vizekanzler) auf die neue Rekordzahl von 140.000.

"Wir sind überglücklich, dass es endlich einmal schön ist", freute sich Philharmoniker-Vorstand Clemens Hellsberg vor Beginn, und auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) zeigte sich zufrieden: "Nach vier Mal Regen haben sich Wien und die Zuschauer das verdient." Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton meinte leger: "Das letzte Mal, als ich hier war, war ich im Park joggen." Diesmal durfte er gemeinsam mit US-Filmstar Sharon Stone einen großen Scheck entgegennehmen. Damit werde Kindern auf der ganzen Welt geholfen, versicherte er: "Thank you. God bless you all!"

"Wer will bei so einer Gelegenheit experimentieren?" hatte Dirigent Gergiev im Vorfeld seine Musik-Auswahl begründet, die auf Stücke aus Tschaikowskys "Nußknacker" und "Schwanensee" sowie Strawinskys "Le Sacre du Printemps" gefallen war. So ergab sich ganz natürlich erstmals die Chance, mit Ballett-Einlagen in direkte Konkurrenz zum berühmteren Jahreskreis-Auftritt der Wiener Philharmoniker, dem Neujahrskonzert, zu treten. Solotänzerin Kathrin Czerny und Mitglieder des Balletts der Wiener Staatsoper und Volksoper tanzten in der teilweise recht modernen Choreographie von Patricia Sollak vor wunderbarer Kulisse. Erstmals bot die Bühne auch einen Durchblick auf Neptunbrunnen und Gloriette, nicht zum ersten Mal gab es dagegen auch ein kleines Feuerwerk.

Gergiev hielt sich ganz an seine Ankündigung, vor allem an jene zu denken, die nicht zu den regelmäßigen Konzertbesuchern zählen, und setzte auf Wirkung, nicht auf Feinsinn. Als hätte es nicht vorher bereits genug Pauken und Trompeten gegeben, ließ der Dirigent bei den ebenfalls dem russischen Repertoire entnommenen Zugaben schließlich bei Aram Chatschaturjans Säbeltanz nach einer ersten Version und der Nachfrage "War es schnell genug?" gleich einen zweiten Durchlauf bei noch höherem Tempo spielen.

2004 waren bei einem Dirigat von Bobby McFerrin ebenso 90.000 Besucher gekommen wie im Jahr darauf bei Zubin Mehta. Fiel die Witterung schon in den beiden ersten Jahren kühl bis kalt aus, so musste im Vorjahr das auf 70.000 Zuhörer geschätzte Publikum mit Placido Domingo nach der wetterbedingten Absage eines ersten Termins beim zweiten Anlauf einem Regenguss trotzen. "Nächstes Jahr spielen wir dann bei Schneegestöber!" hatte damals der Philharmoniker-Vorstand mit Galgenhumor angekündigt. Diesmal habe man erstmals wegen Schönwetters absagen wollen, scherzte er diesmal. Doch sogar Gewitter blieben aus. Der Abend mit Kaiserwetter vor dem ehemaligen Kaiserschloss schloss zunächst mit einem gefühlvoll gespielten "Wiener Blut", der laut Hellsberg "eigentlichen Hymne von Wien". Da gaben ihm am Ende auch die anwesenden Gelsen recht. Und eine Polka als allerletzte Zugabe brachte schließlich, "das einzige, was uns heute gefehlt hat" (Hellsberg): "Unter Donner und Blitz".

Das nächste "Konzert für Europa" findet am 3. Juni 2008 statt, "mit einem französisch-spanischen Programm", wie Hellsberg ankündigte.

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