Gezi-Protest als Konzert im Volkstheater

Fazil Say
Fazil Say(c) Clemens Fabry
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Fazil Say hat das Konzert für die Wiener Pianistinnen Ferhan und Ferzan Önder komponiert.

Wien. Er ist ein beliebter Ort für Begegnungen und Austausch – und wurde 2013 zum Symbol zivilgesellschaftlichen Widerstands: Mitte Mai 2013 wurde in Istanbul bekannt, dass der Gezi-Park einem Bauprojekt weichen müsse; Bürger protestierten. Am 31. Mai begann die Polizei, den Park mit Gewalt zu räumen. Anlass für eine anhaltende Protestwelle, die weltweit für Aufmerksamkeit sorgte.

Nun, ein Jahr später, wollen Künstler in Wien ihre Unterstützung für die Gezi-Bewegung zum Ausdruck bringen. Am Freitag, 30. Mai, lädt das Kunst- und Bildungsinstitut Bosporus zum Solidaritätskonzert ins Wiener Volkstheater. Fazil Say, international renommierter türkischer Pianist und Komponist, der sich selbst mit islamkritischen Tweets ein Verfahren eingehandelt hat, will damit „ein globales Zeichen für Demokratie, Freiheit und Humanität“ setzen. Er hat seine Eindrücke der Gezi-Park-Proteste in einem Werk für zwei Klaviere und Orchester verarbeitet: Während sich der erste Satz mit der friedlichen Demonstration auseinandersetzt, hört man im zweiten den brutalen Übergriff der Polizei. Im dritten wechseln Hoffnung und Angst einander ab. Komponiert hat Say das Werk explizit für die seit 30 Jahren in Österreich lebenden Pianistinnen und Zwillingsschwestern Ferhan und Ferzan Önder, unterstützt werden sie von Ferzan Önders Mann, dem Percussionisten Martin Grubinger, und der Württembergischen Philharmonie. Man wolle die Österreicher über die Gezi-Bewegung „als eine der größten Umwelt- und Menschenrechtsbewegungen der Türkei informieren“, sagt Ferhan Önder, die mit ihrer Schwester 1985 zum Studium nach Wien gekommen ist. Darüber hinaus soll „im Gedenken an Menschen, die bei Protestkundgebungen in der Türkei ums Leben gekommen sind, Netzwerke gebildet werden, um die betroffenen Familien zu unterstützen“. Die Konzerteinnahmen sollen ihnen zugutekommen.

In der Türkei, sagt Önder, wäre eine Aufführung des Werks unmöglich. „Alles, was mit Gezi zu tun hat, bringt sehr viele Unruhen. Wir hätten Sorge, dass Leute ihre Jobs verlieren und es am Ende viele Verletzte gibt.“ (APA/red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2014)

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