Auch im zweiten Jahr stößt die Inszenierung des „Ring des Nibelungen“ auf wenig Sympathie.
Frank Castorfs Selbstinszenierung sei wie seine ganze „Ring“-Produktion bei den Bayreuther Festspielen „wegen Mangels an Konsistenz verpufft“, schrieb „Die Presse“ anlässlich der Premieren im Vorjahr; der Castorf-Show habe „jede Brisanz“ gefehlt. Ähnlicher Ansicht war auch heuer wieder offenbar das Publikum, das Castorfs Einfälle – etwa eine Kalaschnikow statt des Schwerts Nothung; ein Kulissenbild mit Marx, Lenin, Stalin und Mao; Oralsex zwischen Erda und Wotan – nicht goutierte. Als am Mittwoch nach dem „Siegfried“ der Vorhang fiel, begann ein wütendes Buhkonzert, unterbrochen von nur vereinzelten Bravorufen.
Er habe noch nie ein so wütendes Publikum mit „so viel Hass“ gesehen, sagte Siegfried-Darsteller Lance Ryan – und versuchte, Castorf zu verteidigen: Man müsse sich eben immer fragen, was dieser meine. „Er will reine Fantasie.“
Wieder gefeiert wurde dagegen Kirill Petrenko für sein nuancenreiches Dirigat, viel Jubel gab es auch für Catherine Foster als Brünnhilde, Wolfgang Koch als Wotan und Burkhard Ulrich als Mime.
Castorf selbst wird sich wie im Vorjahr erst nach der „Götterdämmerung“ dem Publikum stellen. Er hat vor Beginn des heurigen „Rings“ erklärt, die Festspiele behandelten ihn als „Idioten“, die Chefinnen Katharina Wagner und Eva Wagner-Pasquier hätten die Wiederaufnahme seiner Inszenierung torpedieren wollen, so hätten sie versucht, ein NPD-Plakat aus dem Bühnenbild zu entfernen. Der Sänger Martin Winkler, der ihm als Alberich wichtig sei, sei umbesetzt worden, „angeblich aus musikalischen Gründen“. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.08.2014)