Schwanensee: Ein müder Prinz und magische Bilder

(c) Michael Poehn / Wiener Staatsoper
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Rudolf Nurejews „Schwanensee“ stand als erstes Ballett der neuen Saison am Programm der Staatsoper. Dem Prinz fehlte es an Schwung, der Dirigent machte zu viel Tempo.

Mit einer etwas holprigen Vorstellung von „Schwanensee“ startete das Staatsopernballett in die neue Saison. Vor ausverkauftem Haus dirigierte erstmals der Belgier Koen Kessels – und er tat es an manchen Stellen, als wäre der böse Zauberer Rotbart (gelungen diabolisch: Eno Peci) höchstpersönlich hinter ihm her: Das Tempo war mitunter atemberaubend und die Schwäne hatten ihre liebe Not mit der Eile. Kleine Ausrutscher und ein leicht zerzaustes Prinzenkostüm können passieren, aber dass Siegfried (Vladimir Shishov) gleich nach der Sommerpause eine derart müde Figur macht, hat seine stets auf Perfektion achtende Partnerin und Darstellerin der Odette/Odile (Olga Esina) nicht verdient. In Rudolf Nurejews Choreografie hat der Prinz eine tragende Rolle – seine Performance schlägt sich auf den Gesamteindruck nieder. Schade.

Poetisch,, rührend, jedenfalls faszinierend

Dabei kann das Ballett doch so viel Emotion verströmen. Das zeigt eine Ausstellung von Fotos der Tanzdramaturgin Gabriele Schacherl: Die zierliche Maria Yakovleva schlägt als „La Sylphide“ mit winzig kleinen Flügeln, die elegante Olga Esina reckt sich im futuristischen Minikleid zum „White Pas de deux“ und Dagmar Kronberger liegt Eno Peci während einer Aufführung von „Anna Karenina“ in herzergreifender Pose in den Armen. Es sind poetische, rührende, jedenfalls faszinierende Momente, die Schacherl über mehrere Jahre an der Staatsoper mit der Kamera festgehalten hat. Ihre Stillleben aus weißem Tüll und gespannten Muskeln, die Bewegungsstudien, bei denen Stoff, Haut und Spitzenschuhe ineinander zu fließen scheinen, sind derzeit im Gustav-Mahler Saal der Wiener Staatsoper ausgestellt.

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