Kritiker wählen das Haus von Nikolaus Bachler und Kirill Petrenko zur Nummer eins. Für die Wiener Oper gab es keine Auszeichnung, wohl aber für die Festwochen.
Die Bayerische Staatsoper in München unter Leitung von Intendant Nikolaus Bachler ist Opernhaus des Jahres. Musikkritiker aus Europa und den USA wählten die Bühne zum ersten Mal auf Platz eins ihrer jährlichen Bestenliste. Maßgeblichen Anteil an dem Erfolg habe der neue Generalmusikdirektor Kirill Petrenko, urteilten die von der Fachzeitschrift "Opernwelt" befragten Kritiker.
Von den 50 Kritikern stimmten acht für die Bayerische Staatsoper. Hervorgehoben wurden vor allem "das exzellente musikalische Niveau, die Breite und Qualität des Spielplans" sowie der Einsatz für "markante szenische Handschriften". Nominiert werden konnten Opernbühnen weltweit.
Die Münchner räumten nicht nur den Titel Oper des Jahres ab, sondern siegten auch in vier weiteren Kategorien. Der gebürtige Russe Petrenko wurde für seine Arbeit in München und sein Dirigat von Wagners "Der Ring des Nibelungen" in Bayreuth zum Dirigenten des Jahres gewählt, das Bayerische Staatsorchester zum besten Orchester.
Zur Aufführung des Jahres wurde die Neuproduktion von Bernd Alois Zimmermanns "Die Soldaten" an der Bayerischen Staatsoper gewählt - die musikalische Leitung hatte Petrenko, Regie führte Andreas Kriegenburg.
Beste Nachwuchskünstlerin ist Hanna-Elisabeth Müller, die seit 2012 Mitglied des Münchner Ensembles ist.
Romeo Castellucci ist Regisseur des Jahres
Regisseur des Jahres ist der Italiener Romeo Castellucci. Er habe für die Wiener Festwochen und das Theatre de la Monnaie in Brüssel mit Glucks "Orpheus und Eurydike" die vielleicht radikalste Inszenierung der Spielzeit geschaffen, urteilten die Kritiker.
Das Schicksal der in den Hades entrückten Eurydike hatte Castellucci mit der Live-Zuschaltung einer jungen Wachkoma-Patientin herausgearbeitet.
Michael Volle ist Sänger des Jahres
Sänger des Jahres ist der 54-jährige Michael Volle, der derzeit an keinem Opernhaus fest engagiert ist. Er überzeugte die Kritiker in der Rolle als Hans Sachs in Wagners "Die Meistersinger von Nürnberg" bei den Salzburger Sommerfestspielen 2013 und in der Titelpartie von Rossinis "Guillaume Tell" an der Bayerischen Staatsoper. Volle erhielt 10 Stimmen in der Kategorie "Sänger oder Sängerin des Jahres".
Preis für Castorfs "Ring"
Der Chor des Jahres kommt vom Nationaltheater Mannheim, ebenso wie die Uraufführung des Jahres: Adriana Hölszkys Dostojewski-Oper "Böse Geister". Zum Bühnenbildner des Jahres wurde der Serbe Aleksandar Denic für seine Ausstattung von Frank Castorfs "Ring des Nibelungen" in Bayreuth gewählt. Kostümbildnerin des Jahres ist Gesine Völlm, die unter anderem die Roben für die "Meistersinger" bei den Salzburger Festspielen schuf.
Zum Ärgernis des Jahres kürten die Kritiker die Affäre um Serge Dorny: Schon vor Amtsantritt wurde der neue Semperoper-Intendant entlassen, den Dresdner Machtkampf hatte Christian Thielemann für sich entschieden.
Auszeichnungen im Überblick
Opernhaus des Jahres:
- Bayerische Staatsoper
Dirigent des Jahres:
- Kirill Petrenko
Bestes Orchester:
- Bayerische Staatsorchester
Aufführung des Jahres:
- "Die Soldaten" an der Bayerischen Staatsoper
Nachwuchskünstlerin des Jahres:
- Hanna-Elisabeth Müller, Ensemblemitglied an der Bayerischen Staatsoper
Regisseur des Jahres:
- Romeo Castellucci für "Orpheus und Eurydike", Wiener Festwochen und Theatre de la Monnaie in Brüssel
Bühnenbild des Jahres:
- Aleksandar Denic für den "Ring des Nibelungen", Bayreuth
Sänger des Jahres:
- Michael Volle
Chor des Jahres:
- Chor des Nationaltheaters Mannheim
Uraufführung des Jahres:
- Adriana Hölszkys Dostojewski-Oper "Böse Geister", Nationaltheater Mannheim
Kostümbildnerin des Jahres:
- Gesine Völlm, unter anderem die Roben für die "Meistersinger" bei den Salzburger Festspielen
(APA/dpa)