Antisemitismus-Vorwurf: Demo gegen Oper "Klinghoffer"

Alan Opie, playing Leon Klinghoffer and Jesse Kovarksy, playing Omar perform during a dress rehearsal of John Adam´s opera ´The Death of Klinghoffer´ at the ENO in London
Alan Opie, playing Leon Klinghoffer and Jesse Kovarksy, playing Omar perform during a dress rehearsal of John Adam´s opera ´The Death of Klinghoffer´ at the ENO in London(c) REUTERS (DYLAN MARTINEZ)
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Die New Yorker Metropolitan Opera rüstet sich für Proteste vor der Premiere von "The Death of Klinghoffer". Die Demonstranten wollen mit Rollstühlen an den Mord an dem jüdischen Passagier erinnern.

Die New Yorker Metropolitan Opera erwartet für Montagabend Proteste gegen die Premiere von "The Death of Klinghoffer". Die Oper des US-Komponisten John Adams wurde 1991 uraufgeführt. Sie handelt von der Entführung des Passagierschiffs Achille Lauro durch die "Palästinensische Befreiungsfront" 1985 und der Ermordung des jüdischen Passagiers Leon Klinghoffer. Kritiker werfen der Oper Antisemitismus vor, weil sie mit den Enführern sympathisiere. Auch die Töchter des Mordopfers nannten die Oper nach der Uraufführung antisemitisch und beschuldigten den Komponisten, den Tod ihres Vaters auszuschlachten.

Für die abendliche Premiere werden Hunderte Demonstranten erwartet, darunter auch der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, die unter anderem mit 100 symbolischen Rollstühlen an Klinghoffer erinnern wollen. Der fast 70 Jahre alte Mann war mitsamt seinem Rollstuhl ins Meer geworfen worden. Schon zum Saisonauftakt hatten Demonstranten die Operngeher zum Boykott der Oper aufgefordert.

Regisseur verteidigt "Vermenschlichung" der Mörder

Regisseur Tom Morris sagte der Nachrichtenagentur Reuters, dass die Oper ein Tragödie sei, die die menschlichen Verluste eines alten Konflikts aufzeige. Jene, die dem Werk eine Humanisierung der Täter vorwerfen, hätten die Aussage der Oper jedoch nicht verstanden - nämlich die Tatsache, dass es sich bei den Mördern tatsächlich um Menschen gehandelt habe. Allein diese Erkenntnis könne zu einer Lösung des Konflikts führen, so Morris.

Die Metropolitan Opera hatte zuvor bereits die weltweite Kino-Übertragung von "The Death of Klinghoffer" aufgrund der Proteste abgesagt. Die für den 15. November geplante Übertragung wäre in rund 2000 Kinos in mehr als 60 Ländern zu sehen gewesen. Die geplanten acht Vorstellungen mit Paulo Szot in der Hauptrolle und David Robertson am Pult sollen dagegen wie geplant über die Bühne gehen.

(APA/Reuters)

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