„Enoch Arden“: Zum Ausklang noch ein Strauss-Melodram

(c) EPA (Hans Klaus Techt)
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Bruno Ganz und Kirill Gerstein veredelten „Enoch Arden“, das frühe Melodram von Richard Strauss.

„Ein Schiff, ein Schiff! Ich bin gerettet! Und mit diesem Wort fiel er zurück aufs Bett und sprach nicht mehr“ – hust, hust! Ein feines Steinchen im großen Mosaik zum Strauss-Jahr konnte man im Mozartsaal erleben: „Enoch Arden“. Auch wenn sogar der letzte Lebenshauch des Fischers an diesem Abend dank hyperaktiver Bronchien bellend verwehte, war man doch dankbar, das Kleinod live und rezitiert von Bruno Ganz zu erleben.

Strauss griff für „Enoch Arden“ auf die Gattung des Melodrams und auf Alfred Tennysons Ballade von 1864 zurück. Bruno Ganz gelang es, den auch in der Übersetzung von Adolf Strodtmann nicht ganz schwulstfreien Text höchst genießbar zur Wirkung zu bringen. Mit klarer, geradliniger Deklamation vermied er jeden Anflug von Pathos, erzählte dennoch farbenreich, akzentuiert, ja sogar berührend das Schicksal des traurigen Helden.

Dieser lebt in einer englischen Hafenstadt und heiratet die auch von seinem Konkurrenten Philipp begehrte Annie. Bekommt mit ihr Kinder, denen es einmal besser gehen soll, heuert also auf einem Handelsschiff an. Das Schiff sinkt, er überlebt, kehrt nach zehn Jahren wieder heim. Annie, die ihn für tot glaubt, hat inzwischen Philipp geheiratet. Arden beschließt das neue Glück nicht zu zerstören und stirbt, ohne Frau und Kinder je wiedergesehen zu haben.

Am Flügel untermalte Kirill Gerstein das gefühlvoll mit knappen tönenden Stimmungsbildern, womit sich ein erquicklicher Strauss-Ausflug ergab, den nicht einmal die unausgewogene elektronische Verstärkung stören konnte. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2014)

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