Vergnüglicher „Nussknacker“

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Rudolf Nurejews "Nussknacker" glänzt auch heuer wieder mit glitzernden Schneeflocken, bunten Bildern und amüsanten Tänzen.

Der „Nussknacker“ gehört an der Staatsoper zum Fixprogramm in der Weihnachtszeit. Ein fröhliches, aber auch elegantes Ballett, bei dem Kinder unter dem Weihnachtsbaum toben, in dem ein schneidiger Husar den unheimlichen Rattenkönig und seine bissige Meute bezwingt und Schneeflöckchen, arabische Tänzerinnen und lustige Chinesen ihren großen Auftritt haben. Ein märchenhafter Abend, der Kinder und Erwachsene gleichermaßen in Feiertagslaune versetzt – zumal in der hinreißenden Choreografie von Rudolf Nurejew, die seit 2012 an der Wiener Staatsoper getanzt wird. Hier haben auch die Studierenden der Ballettakademie der Staatsoper die Gelegenheit, vor Publikum und an der Seite von Vorbildern wie Davide Dato (als Bruder der verträumten Clara) und Ioanna Avraam (Schwester) zu glänzen.

Und wie es da glitzert! Schon in der ersten Szene, in der die Kinder mit ihren Eltern als Gäste zum Weihnachtsfest strömen, fällt Schnee auf der Bühne, und wenn sich später die Schneeflocken in den bezaubernden Kostümen von Nicholas Georgiadis trippelnd zu einem quirligen Gestöber formieren, ist das ein märchenhaft schöner Anblick. Alice Firenze gab an diesem Freitag ihr Rollendebüt als eine der zwei Solistinnen und tanzte mit Ioanna Avraam eine der zwei Schneeflocken. Ganz wollte sich die perfekte Harmonie zwischen den beiden allerdings (noch) nicht einstellen. Robert Gabdullin gab zum Auftakt der „Nussknacker“-Abende (und -Nachmittage – für die vielen Kinder, für die dieses Ballett oft die erste Gelegenheit für einen Besuch in der Staatsoper ist) den Patenonkel Drosselmeyer, von dessen Geschenk die kleine Clara sich zu ihren ausufernden Träumen vom Nussknackerprinzen hinreißen lässt.

Harmonisch: Backfisch und Prinz

Kiyoka Hashimoto versieht das Mädchen mit dem Touch eines Backfischs, der für die Rolle vonnöten ist. Mit Gabdullin als Nussknackerprinzen bildet sie ein harmonisches Paar– schade nur, dass Hashimoto an diesem Abend manchmal verhalten, Gabdullin ein wenig farblos gewirkt hat.

Das tat dem Glanz des Abends aber keinen Abbruch. Das wohl meistgespielte Werk der Ballettliteratur bietet so viel Vergnügliches – von Tschaikowskys einfallsreicher Musik (versiert dirigiert von Paul Connelly) über die amüsanten spanischen, arabischen, russischen und chinesischen Tänze bis zu den Fledermäusen mit Menschenköpfen, die in Claras Albtraum auftauchen. So viele eindrucksvolle Bilder, so abwechslungsreiche Charaktere gibt es selten im Ballett zu sehen. So ist dieser „Nussknacker“ wie jedes Jahr auch heuer wieder ein Erlebnis. (i.w.)

Weitere Vorstellungen: 22. 12., 6. und 9. 1. (19.30 Uhr), 26. 12. und 6. 1. (13.30Uhr).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2014)

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