Konzerthaus: Barocker Surround Sound

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Konzerthaus. (c) Wiener Konzerthaus (Wiener Konzerthaus)
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Zweiter Abend der „Resonanzen“: Jordi Savall brachte Bibers „Missa Salisburgensis“ in effektvoller Pracht.

„Fürstenspiegel“ ist heuer das Motto der „Resonanzen“, so hießen einst die ermahnenden Schriften, mit denen hohe Söhne zum tugendhaften Regieren geführt werden sollten. Dass Musik für Feierlichkeiten und Zeremonien immer schon ein probates Mittel war, um Macht widerzuspiegeln, versteht sich. Wie passend, dass sich der Todestag eines der strahlendsten barocken Regenten, jener von Ludwig XIV., heuer zum 300.Mal jährt. So begann das Festival für Alte Musik am Samstag mit Musik der französischen Komponisten Charpentier und Lully. Am Sonntag ging es dann an einen geistlichen Fürstenhof: Auch im barocken Salzburg wusste man zu feiern. Ganz besonders 1682, als es galt, mit der „Missa Salisburgensis“ das 1100-jährige Bestehen des Erzstiftes in Szene zu setzen.

So trat „Resonanzen“-Urgestein Jordi Savall mit all seinen Ensembles, Hespèrion XXI, Le Concert des Nations, La Capella Reial de Catalunya und einer handverlesenen Solistenschar unter den insgesamt 16Sängern an und besetzte das Podium des großen Saals bis zum letzten Treppchen hinauf in den Orgelbereich.

Die „Missa Salisburgensis“ von Heinrich Ignaz Franz Biber wurde einst fälschlich für eine Komposition Orazio Benevolis zur Einweihung des Salzburger Doms 1628 gehalten. Der pracht- wie machtvolle Kirchenraum mit seinen vier Orgelemporen schrieb jedenfalls der 53-stimmigen Messe seine ganz auf Raumklang ausgelegte Gestalt vor. Dirigent Paul McCreesh nannte sie den Mount Everest der mehrchörigen Musik. Tatsächlich ist es eine große Herausforderung, diese Vielstimmenherrlichkeit aus Trompeten, Zinken, Posaunen, Oboen, Flöten, Streichern, Pauken, zwei Orgeln und Sängerkehlen richtig zu organisieren. Dieses Kunststück gelang Savall und seinen großartigen Musikern goldrichtig in der Mischung aus effektvoller Pracht und inniger Empfindung. So kamen auch die verschiedenen Messtextpassagen, die im repräsentativen Dur-Hauptstrom mit großer Fantasie und geradezu theatralem Sinn meisterlich ausgedeutet sind, plastisch zur Geltung.

Eingebettet war die Messe in weitere Beispiele von Bibers Kunst, darunter der Hymnus „Plaudite tympana“ und die „Batallia à 10“. Das alles ergab einen – auch im profanen Saal – raum- wie herzergreifenden und bejubelten „Resonanzen“-Abend.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2015)

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