Konzerthaus: Barock in aller Ausführlichkeit

(c) Wiener Konzerthaus
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Das Alte-Musik-Fest „Resonanzen“ endete mit Alessandro Scarlattis Huldigungs-Serenata „La gloria di primavera“.

„Voll ist schon von hehrer Lust / Seele, Schoß, Gemüt und Brust“, singen die Allegorien der Jahrezeiten sowie Jupiter in Alessandro Scarlattis Serenata „La gloria di primavera“. Das drückte gut aus, was man zu diesem vorgerückten Zeitpunkt bei der Aufführung des Werks im Konzerthaus schon längst empfand. Immerhin: Vier Arien, ein Duett und ein wenig Chorisches sollten noch folgen, bis die Serenata und damit die heurigen „Resonanzen“ zu Ende gebracht waren.

Doch selbst wenn die Angabe der Konzertdauer im Programmheft am Ende ums Doppelte überschritten war, den Barockfans, die nicht schon vorher aufgegeben hatten, gefiel der Ausflug nach Neapel – der dann doch wieder einem Habsburger galt: Scarlatti hatte 1716 eine vor allem allegorisch und eher handlungsfrei frohlockende Serenata zur Feier der Geburt von Erzherzog Leopold Johann von Österreich zu komponieren. Damals gehörte Neapel gerade noch zum Habsburgerreich, und so musste die Geburt eines männlichen Erbes (der wenige Monate später starb) dort groß gefeiert werden. Das hieß damals wie heute, als Alessandro Quarta mit seinem Concerto Romano die Festmusik nach langer Pause wieder zum Klingen brachte: ein höchst generös besetztes Orchester. Scarlatti bediente sich dieser Üppigkeit ganz vortrefflich und variantenreich. So verlieh er jeder der vielen Arien einen ganz eigenen Instrumentalcharakter. Alessandro Quarta mit seinen durch warm-lebendigen Wohlklang erfreuenden Musikern setzte sie alle ganz proper und geschmeidig groovend um. Ein wenig mehr Biss, ein paar zusätzliche Funken hätte der Huldigungsmarathon dennoch gut vertragen.

Ein paar Striche hätten genutzt

Aufseiten der Gesangsolisten gab es nichts auszusetzen: Hilary Summers führte ihren erstaunlich virilen Alt als Herbst mit einnehmender Ausdruckspalette durch ihr Arienaufgebot; Salvo Vitale verschaffte mit sonor tailliertem Bass dem Jupiter gehörigen Respekt. Francesca Aspromonte schickte mit glockenreinem Sopran als Estate hübsche stimmliche Sonnenstrahlen in den Saal, während der helle Mezzo von Lucia Napoli apart frühlingshaft blühte und der Tenor Luca Cervoni wendig den Winter verkörperte. Dennoch hätten wohl ein paar mutige Striche aus dem Abend letztlich mehr gemacht als ein veritables Fest für Freunde des elaborierten barocken Rezitativs und unersättliche Da-capo-Arien-Sammler. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.01.2015)

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