Wenn die Pferde Mozart tanzen

Bartabas in Salzburg - Ein Pferdeballett mit Mozart
Bartabas in Salzburg - Ein Pferdeballett mit Mozart(c) ORF (Matthias Baus)
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Erstmals wartete die Mozartwoche mit einem Pferdeballett auf. Nicht die einzige Attraktion dieses noch bis zum Wochenende dauernden Traditions-Festivals rund um des Komponisten Geburtstag.

Wollte der Pferdeliebhaber Marc Minkowski mit dieser Produktion daran erinnern, dass die Felsenreitschule nicht als Veranstaltungsort gedacht, sondern ursprünglich für Pferde konzipiert war?

Möglicherweise hat auch dieses historische Faktum für die Entscheidung eine Rolle gespielt. Jedenfalls hat Minkowkis Idee, eine Mozartwoche nicht, wie üblich, mit einem glanzvoll besetzten Konzert oder einer besonderen Opernproduktion, sondern mit einem Pferdeballett in der Felsenreitschule zu beginnen, voll eingeschlagen. Zumindest szenisch.

Dass der Dirigent seine Musiker – Les Musiciens du Louvre Grenoble, den Salzburger Bachchor und die stimmig zusammengesetzte Solistentrias Christiane Karg, Marianne Crebassa, Stanislas de Barbeyrac – in die unterschiedlich ausgeleuchteten Arkaden der Felsenreitschule platzierte, erwies sich zwar als optisch eindrucksvoll, akustisch aber problematisch.

Aber das Ereignis dieses nur einmal wiederholten Abends, der sich, wie man hörte, mühelos noch weitere drei Male hätte verkaufen können, war ohnedies die dafür angeheuerte brillante Reitertruppe der Académie équestre de Versailles unter dem französischen Reiterpapst Bartabas.

Dieser präsentierte sich selbst eindrucksvoll auf seinem Luxuspferd Le Caravage, ehe seine virtuosen Mitstreiter auf ihren kostbaren Criollos und Cremellos die von ihm erdachten Figurenkombinationen mit schier unglaublicher Präzision realisierten. Bartabas ging es weniger um eine Deutung von Mozarts Kantate „Davide Penitente“. Er ließ sich vielmehr von deren Atmosphäre und Rhythmen zu faszinierenden Bilderwelten inspirieren.

Alte Hörgewohnheiten über Bord

Das war keineswegs die einzige Attraktion der diesjährigen Mozartwoche. Auch mit Mozarts im Konzertalltag nach wie vor stiefmütterlich behandelten Klaviersonaten lässt sich, wie man feststellen durfte, besondere Aufmerksamkeit erregen.

Bei Fazil Say heißt es alte Hörgewohnheiten über Bord zu werden. Fast scheint es, als wolle er im Augenblick der Aufführung diese Werke neu erfinden. Das jedoch täuscht. Bei allen Überraschungen, mit denen er zwischendurch aufwartet, hat er ein klares Konzept. Begleitet von harschen Akzenten und weiter Dynamik betont er in den Ecksätzen die konzertante Allüre. In den Mittelsätzen, in denen er wiederholt mitsingt, hebt er die ariosen Elemente hervor, unerwartete Zäsuren schließt das nicht aus.

Anders Mitsuko Uchida, die am Dienstag für ihren lebenslangen Einsatz für Mozart mit der Goldenen Mozart-Medaille der Stiftung Mozarteum geehrt wurde. Bei ihr ist Natürlichkeit Trumpf. Sie prunkt mit einer schier unglaublichen Anschlagpalette, weiß nicht nur in den langsamen Sätzen Tiefen zu ergründen, die anderen verborgen bleiben, beleuchtet in den Wiederholungen Details immer wieder neu und musiziert die Ecksätze mit einer Leichtigkeit und Noblesse, wie man es kaum sonst erleben kann.

Mit dieser nachdenklichen Feinsinnigkeit interpretierte Uchida auch die vier Impromptus Opus 142 von Schubert, dem zweiten Hauptkomponisten dieser Mozartwoche. Auch 2016 konfrontiert man Mozart mit einem der frühen Romantiker: Felix Mendelssohn Bartholdy. Aufgeführt werden neben Symphonien und dem „Elias“ auch einige seiner weniger bekannten Instrumentalkonzerte sowie ausgewählte Kammermusik.

Aktuell: Kommenden Samstag ist Marina Rebeka statt Diana Damrau, die „krankheitsbedingt absagen musste“, (siehe „Lucia“-Rezension oben) Solistin im Konzert der Wiener Philharmoniker.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2015)

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