Konzerthaus: Ein echter „Rising Star“, Pianist Aaron Pilsan

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Konzerthaus(c) Clemens Fabry - Die Presse
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Auf seiner kleinen Weltreise machte der Dornbirner in Wien halt.

Seine vor Kurzem erschienene CD erhielt exzellente Kritiken – auch anlässlich des Talentezyklus „Rising Stars“ stellte der 19-jährige Aaron Pilsan Schuberts „Wanderer-Fantasie“ in den Mittelpunkt seines Programms. Romantisch-Fantastisches sollte sich offenbar durch den ganzen Abend ziehen, der mit Schumanns „Kreisleriana“ und Jörg Widmanns postmodernen, durchaus die Schumann'sche musikalische Bildertradition wieder aufnehmenden „Humoresken“ Traditionslinien der deutschen Musikgeschichte nachzuspüren schien.

Dazu stand der Beginn nur scheinbar quer: Johann Sebastian Bachs G-Dur-Partita hat bei Pilsan romantisch-fantastische Eigenschaften in Hülle und Fülle. Und das gar nicht in falsch verstandenem stilistischen Sinn. Denn der junge Pianist spielt klar und mit hohem Verständnis für die polyphonen Strukturen des Spätbarock; doch deckt er mit artikulatorischem Feinsinn schon im einleitenden Präambulum allerhand fantastisch wuchernde Bildfolgen auf, die Bach wie in einem bewegten Traum aneinanderreiht, nur dessen (Un-)Logik folgend. Formale Freiheiten nimmt sich ja auch Schubert dann, indem er die klassische Sonatenform nur als Ummantelung für seine Seelenwanderschaft nutzt.

Auch hier punktet Pilsan mit klarer Strukturierung des Klangs, der seine Botschaften ganz ohne sentimentale Überfrachtung mit ausdrucksheischenden Zaubereien entfaltet. Mag es seinem Bach-Spiel, dort, wo es lange, ununterbrochene Linien zu entwickeln gilt, noch an Konsistenz fehlen, in der echten Romantik hat Aaron Pilsan schon seine interpretatorische Mitte gefunden. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2015)

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