Hagen-Quartett: Ewiges Staunen über Mozart

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Am zweiten Abend ihres Konzerthaus-Zyklus rekonstruierten die Musiker einen historischen Moment.

Cineasten nennen es Remake: Die Chronologie der Programmplanung im Mozart-Zyklus des Hagen-Quartetts ergab am Donnerstag eine Art Rekonstruktion eines historischen Wiener Musikabends. Gespielt wurden präzis jene drei Mozart-Quartette, nach deren Wiedergabe Joseph Haydn dem stolzen Komponistenvater Leopold erklärte, sein Sohn sei der größte Komponist, den er kenne. Das Hagen-Quartett beeindruckte durch ungemein lebendiges, agogisch völlig freies Spiel. Zwar haben die Salzburger Weltklassemusikanten ihren grundsätzlich am vibratogesättigten Schönklang orientierten Stil nicht aufgegeben – gottlob. Aber sie haben von der Originalklangmode gelernt, wie frei, ja anarchisch in Bezug auf den rhythmisch-metrischen Fluss Interpreten einzelne Phrasen der „Klangrede“ gestalten werden dürfen, wie Argumente und Gegenargumente charakteristisch voneinander abgesetzt, krass als Thesen und Antithesen formuliert werden können.

„Klassisch“, aber voller Volten

Das Gefühl für architektonische Formgebung, für das „Klassische“ also, kommt den Hagens dabei nie abhanden, doch in den Details sind ihre Wiedergaben von dramatischer Spannung erfüllt, voll der überraschenden Pointen, jähen Volten.

Dabei herrscht auch koloristisch hoher Reichtum: So sind die subtil-pastelligen Arabesken, zu denen Sekundgeiger Rainer Schmidt die Zweiunddreißigstelfigurationen in „seiner“ Variation im A-Dur-Quartett (KV 464) macht, ein Ereignis für sich. Dergleichen Feinheiten finden sich zuhauf; und, da bewahrheitet sich Joseph Haydns staunenswerter Satz immer aufs Neue, die Bewunderung für die unerschöpflichen Fantasmen dieses Komponisten wächst – was doch kaum mehr möglich scheint – immer weiter . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.02.2015)

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