Wiens Konzerthaus endlich im Aufwind

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ARCHIVBILD MATTHIAS NASKE(c) APA (HERBERT LEHMANN)
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Wie Intendant Matthias Naske und Präsident Christian Konrad aus der notorischen Krise finden: keine Angst vor Krediten, Mehreinnahmen, Sparmaßnahmen und neue Serviceleistungen.

„So ein Kredit ist ein Segen.“ Bemerkenswerte Worte aus dem Mund von Ex-Raiffeisen-Chef Christian Konrad. Mit 6,4 Millionen Euro steht die Wiener Konzerthausgesellschaft seit der Generalsanierung des Hauses in der Kreide. Dem neuen Präsidenten der Konzerthausgesellschaft bereitet das angesichts des derzeitigen Zinsniveaus keine schlaflosen Nächte.

Dennoch will man die Last langfristig abbauen, denn, so Konrad weiter: „In einem privaten Haushalt sollte man auf Dauer keine Schulden haben. Schließlich musste das Konzerthaus in den vergangenen 17 Jahren 2,4 Millionen Euro Zinsen bezahlen.“

Von der deprimierenden Ausgangssituation, die Konzerthaus-Intendant Matthias Naske vor eineinhalb Jahren, als er den Posten übernahm, von „Bankrott“ sprechen ließen, hat man sich jedenfalls weit entfernen können. In der laufenden Saison stieg die Zahl der Veranstaltungen um 15 Prozent auf 856 – mehr geht nicht mehr, sagt Naske. 550.000 Besucher wird man 2014/15 begrüßen, ein Zuwachs zwischen zwölf und 13 Prozent. Die Zahl der Abonnements erreichte mit 31.180 einen Rekordstand.

Keine Freifahrt mehr in Wien

Die steigenden Einnahmen machen es möglich, dass man schwarze Zahlen schreibt und Rücklagen in der Höhe von fünf Millionen Euro bilden kann; womit die Schulden deutlich geringer zu Buche schlagen werden.

Opfer müssen freilich die Konzerthaus-Besucher bringen. Der Mitgliedsbeitrag wird um fünf Euro erhöht, die prozentuelle Begünstigung der Mitglieder beim Kartenverkauf ein wenig beschnitten. Außerdem werden Konzerthaus-Tickets künftig nicht mehr als Freifahrscheine bei den Wiener Linien gelten – das allein erspart in Summe 75.000 Euro pro Jahr.

Mehr als die Hälfte des finanziellen Bedarfs spielt man übrigens durch Karteneinnahmen wieder herein. Die Subventionen machen 14,2 Prozent aus. Das Kulturministerium hat für heuer eine moderate Erhöhung der Subvention von 1,1 auf 1,2 Millionen Euro zugesagt. Und auch bei der Gemeinderatssitzung im April hofft man auf eine Anhebung der städtischen Subvention.

Doch natürlich will die Konzerthaus-Führung ihre Erfolge nicht nur an den betriebswirtschaftlichen Zahlen messen lassen. Matthias Naske wird am 19. März das Programm der kommenden Saison präsentieren, das wieder eine für dieses Haus typische Mixtur aus klassischem Konzertangebot und neuen Wegen enthalten soll.

Man wolle, so Naske, „immer näher ans Publikum heranrücken“, weshalb der Internetauftritt neu gestaltet und ab der neuen Saison die Funktion enthalten wird, Tickets daheim auszudrucken. Ein Wunsch vieler Musikfreunde geht in Erfüllung: Welche Zugaben von den Solisten oder Orchestern jeweils gespielt wurden, erfährt man in Hinkunft via SMS oder Mail ... (apa/sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.03.2015)

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