Konzerthaus: Von Cerha bis zu Schrammeln

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ARCHIVBILD MATTHIAS NASKE(c) APA (HERBERT LEHMANN)
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Generalsekretär Matthias Naske sieht sein Haus auf dem Weg zur finanziellen Konsolidierung. Im Programm setzt er besonders auf zeitgenössische Musik.

„Wir sind im Begriff, das Unternehmen zu konsolidieren“, sagt Matthias Naske, Generalsekretär der Wiener Konzerthaus-Gesellschaft, die nach wie vor unter der erdrückenden Schuldenlast zu leiden hat, die sich mit der Generalsanierung des riesigen Gebäudes von 1913 angehäuft haben. Jedenfalls scheint die ärgste Gefahr vom Konzerthaus abgewendet. Man scheint finanziell auf gutem Weg zu sein.

Künstlerisch kann sich Wien nicht beschweren: Mit den 55 Zyklen, die das Konzerthaus in der kommenden Spielzeit anbietet, positioniert das Haus sich als perfektes Gegenstück zum Musikverein – gemeinsam tragen die beiden Veranstalter dazu bei, dass das Musikleben der Stadt bei exzellenter Qualität zum reichhaltigsten und lebendigsten gehört, das in der Welt zu finden ist.

Wobei Naske die inhaltlichen Überschneidungen, die sich mit dem Musikverein ergeben, mit „vielleicht 15 Prozent“ beziffert. Tatsächlich ist das Profil seines Hauses sehr unterschiedlich zu jenem der Gesellschaft der Musikfreunde. „Wir verstehen uns als Brückenbauer“, sagt Naske und weist auf viele Projekte hin, die einzigartig im Wiener Musikleben sind und das Konzerthaus unverwechselbar machen.

Den klassischen Zyklen wie jenen des „Hausorchesters“, der Wiener Symphoniker, oder der Reihe „Orchester International“ stehen auf dem kammermusikalischen Sektor die Zyklen des Hagen-Quartetts oder der gemeinsame Zyklus von Artemis- und Belcea-Quartett gegenüber, auch Klavier- und Liederabende bedienen vielfach die Publikumssehnsucht nach hochwertigen Begegnungen mit Klassik und Romantik.

Doch setzt man in der Lothringerstraße starke Schwerpunkte in Sachen zeitgenössischer Musik, und zwar aus allen Richtungen: von Friedrich Cerha und Kurt Schwertsik bis Jazz und Weltmusik, von klassischen und modernen Schrammeln über Filmmusik bis zu den Aktivitäten von Klangforum und Phace – viele Spielarten der „Klangverwaltung“ finden hier ihr Zuhause. Wobei auch die Symphoniker an experimenteller Musikvermittlung mitwirken: Erstmals wird man ausprobieren können, wie das ist, wenn man sich als Hörer mitten im Klang befindet: Eine spezielle Orchesteraufstellung wird es ermöglichen, dass man auch mit traditionellem Repertoire neue Hörerfahrungen machen kann.

Leonskaja spielt Schubert

Schwerpunkte gestalten kommende Saison die Geigerin Hilary Hahn, Bariton Thomas Hampson, Schlagwerker Martin Grubinger, Jazzlegende Wolfgang Puschnig, das freche Duo Igudesman und Joo (apropos zeitgemäße Musikvermittlung) sowie Pianist Stefan Vladar. Elisabeth Leonskaja musiziert an sechs Abenden sämtliche Klaviersonaten von Schubert. Für Kinder und Jugendliche gibt es Spezialangebote in Fülle – besonders attraktiv: Um 20 Euro können sie ein „You(th)“-Abonnement erwerben, das quer durch die Stile Einblick ins Konzerthaus-Programm (und Backstage!) gewährt. (sin)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2015)

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