Fantasien und Stücke für Flötenuhr

(c) Wiener Konzerthaus
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Mit einem ungewöhnlichen Haydn-Mozart-Programm gastierte Kit Armstrong im Konzerthaus.

Sich einen Lehrer zum Vorbild zu nehmen, ist nicht das Schlechteste. Vor allem, wenn es sich um eine Größe wie Alfred Brendel handelt. Seit er den damals 13-jährigen Kit Armstrong zum ersten Mal gehört hat, ist er von seiner Begabung überzeugt. Seitdem zählt der heute 23-Jährige, der im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel begonnen hat, seine Studien am Curtis Institute in Philadelphia und an der nicht minder renommierten Royal Academy of Music in London absolvierte, zu seinen handverlesenen Schülern. Was in der Handhabung des Pedals, in der Phrasierung, vor allem in der klanglichen Gestaltung unüberhörbar ist.

Besonders deutlich wurde dies im Mozartsaal bei seinen Mozart-Interpretationen. Namentlich bei der im Konzertsaal kaum je zu hörenden C-Dur-Fantasie und Fuge KV 383 a sowie der späten B-Dur-Sonate KV 570, wo man sich nicht nur ein durchsichtigeres Klangbild, sondern auch mehr Frische und zündenden Elan gewünscht hätte. Aufschlussreich der Vergleich der beiden Haydn-Stücke im ersten Teil dieses Abends. So elegant phrasiert und subtil artikuliert die zweisätzige D-Dur-Sonate Hob. XVI/51 – der überzeugendste Teil dieses Wiener Auftritts – erstand, so dynamisch pauschal erklang zu Beginn das auch als „Fantasia“ bekannte C-Dur-Capriccio Hob. XVII/4, dessen Harmonien man ungleich deutlicher hätte herausarbeiten müssen.

Kluge Wahl des Flügels

Stand der Teil vor der Pause unter dem Thema Fantasie, so konfrontierte Armstrong danach mit Werken von Haydn und Mozart für Flötenuhr (eine mechanische Uhr, die mit einer kleinen Orgel kombiniert ist). Damit mit einer Literatur, der man öfter auf der Orgel begegnet als in einem Klavierabend. Klug, dass sich der junge Amerikaner für einen Bösendorfer, damit für einen gegenüber dem Steinway runderen, im Diskant weniger brillanten und scharfen Klang entschieden hatte. Das kam dem spielerischen Charakter der mit äußerster Sorgfalt präsentierten Auswahl von Haydns Stücken für eine Flötenuhr – darunter die berühmten Piècen „Der Kaffeeklatsch“ und „Der Wachtelschlag“ – besonders zugute.

Zuweilen etwas zu pastös nahm Armstrong die beiden Mozart-Beiträge für diese im Original für eine kleine Walzenorgel mir Lippenpfeifen gedachten Stücke, das f-Moll-Adagio und Allegro KV 594, und die nicht nur bekanntere, sondern auch effektvollere f-Moll-Fantasie KV 608, mit der er thematisch den Faden des ersten Programmteils aufgriff.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.03.2015)

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