Neil Shicoff: „Ich bin eine glückliche Person“

(c) Staatsoper/Pöhn
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Die Wiener Staatsoper richtete zum 40. Bühnenjubiläum des in Brooklyn geborenen Tenors, der in Wien nicht weniger als 20 Rollen gab, eine teils prominent besetzte, bejubelte Gala aus.

Nicht weniger als 20 Rollen sang Neil Shicoff an der Wiener Staatsoper. Sein Staatsopern-Debüt feierte er 1979 in einer Repertoirevorstellung von „Rigoletto“ als Duca, die einzige Rolle, die er im Haus am Ring nur ein einziges Mal gab. Ein Schicksal, das er übrigens mit zwei prominenten Kollegen teilt, Plácido Domingo und José Carreras, wie Wiens früherer Operndirektor, Ioan Holender, in seiner Ansprache betonte, in der er ein sehr persönliches Bild des Künstlers zeichnete.

Dieser selbst – ein Ausnahmekünstler, der längst mit allen Ehren des Staates und der Stadt Wien ausgezeichnet ist –, bezeichnete seinerseits Holender und den Langzeit-Musikchef der New Yorker Met, James Levine, als die wichtigsten Menschen seiner Karriere. Ausdrücklich bedankte sich der, wie er sich selbst einschätzte, nervöseste aller Sänger, auch beim Orchester der Wiener Staatsoper und seiner Frau, Dawn Kotoski. Ohne sie wäre er den nervlichen Anspannungen seiner glanzvollen Karriere nie gewachsen gewesen. Alles in allem: „Ich bin eine glückliche Person.“

Begonnen hat die internationale Laufbahn des außerordentlichen Charakterdarstellers, der mit zahlreichen Partien Interpretationsgeschichte geschrieben hat, etwa mit seinem Hoffmann in einer gewagten Neuinszenierung der Offenbach-Oper durch Jürgen Flimm an der Hamburgischen Staatsoper, Anfang der 1980er-Jahre. Woran der heutige Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden und sein damaliger Assistent, Thomas Wördehoff, Intendant in Ludwigsburg, in ihrer launigen Laudatio erinnerten, bei der sie auch ein Ständchen darboten und damit ihr Sängerdebüt auf der Bühne der Staatsoper feierten. Rosen streute auch Staatsoperndirektor Dominique Meyer seinem einstigen Konkurrenten für diese Aufgabe. Er drückte Shicoff ausdrücklich seine Bewunderung als Künstler und Mensch aus. Davor zog Shicoff am Beispiel von vier seiner acht Premierenrollen im Haus am Ring – als Hoffmann in Offenbachs „Les Contes d'Hoffmann“, als Hermann in Tschaikowskys „Pique Dame“, als Don José in Bizets „Carmen“ und natürlich als „Eleazar“ in Halévys „La Juive“ – alle Register seiner individuellen Gestaltungskunst.

Er tat das gemeinsam mit Mitgliedern des Ensembles, aber auch Größen wie Krassimira Stoyanova als Lisa und Rachel, Ferruccio Furlanetto als Kardinal Brogni, vor allem Anja Silja als packend-berührender „Pique Dame“-Gräfin. Auch sie zeigte vor, dass es für großes Theater nur weniger Gesten bedarf. Vorausgesetzt, man verfügt über die entsprechende Bühnenpersönlichkeit und eine umfassende Stückkenntnis.

Dass sich die vier Stückausschnitte – der Prolog aus „Hoffmanns Erzählungen“, das zweite Bild aus dem zweiten Akt von „Pique Dame“, der vierte Akt aus „Juive“ und das zweite Bild des dritten Aktes aus „Carmen“ – zu einem stimmigen Ganzen rundeten, war Abendspielleiterin Diana Kienast zu verdanken. Am Pult waltete, mehr routiniert als inspiriert, Fréderíc Chaslin.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.05.2015)

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