Konzerthaus: Frischzellenkur für Mozarts Symphonien

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Adam Fischer und die Wiener Symphoniker belebten drei der großen Mozart-Symphonien.

Ein Hauch von Mozartwoche lag am Mittwoch über dem Konzerthaus in Wien: Adam Fischer und die Wiener Symphoniker gönnten sich eine reine Mozart-Auswahl, was im Konzertgetriebe doch nicht allzu häufig vorkommt. Und zwar drei der großen Symphonien: die „Haffner“, die „Linzer“ und die „Prager“. Umso schöner, wenn so ein Programm nicht nur zum kultivierten Wohlfühlabend reicht, sondern die Werke sehr ernst genommen werden.

Als Chefdirigent des Danish National Chamber Orchestra hat Fischer zuletzt Mozarts Symphonien auf CD eingespielt. Diese Vorarbeit kam dem Abend mit den Symphonikern zugute, wobei sich das Orchester exzellent, willig und aufgeweckt auf diese Mozart-Exerzitien einließ. Schon bei der „Haffner“-Symphonie wurde deutlich: Fischer setzt auf ein transparentes, feinnerviges Mozart-Bild, wobei er die Vorgaben durch ein modernes, großes Symphonieorchester keineswegs ignoriert, aber dennoch bestens historisch informiert seine Mozart-Sicht darlegt. Gerade der Vergleich mit dem letzten Philharmonischen, in dem Riccardo Muti dieselbe Mozart-Symphonie geschmeidig luxuriös und ganz streicherdominiert angelegt hat, zeigt die Auffassungsunterschiede.

Gemütlichkeit kommt selten auf

Bei Fischer jedenfalls kommt selten Gemütlichkeit auf, bei ihm klingen die Saiten mit einem im Vibrato durchaus reduzierten luzid-seidigen Glanz, der so auch die allesamt vorzüglich eingeworfenen Bläserstimmen gleichberechtigt erlebbar werden lässt. Die so erzielte Lebendigkeit wird dabei feinst differenziert, womit sich immer wieder neue Akzente und überraschende Details ergeben, so wie ohnehin jeder Takt überlegt gestaltet klingt.

Das dramatisch genommene Adagio im ersten Satz der „Linzer“ etwa bildete den wirkungsvollen Kontrapunkt zum folgenden Allegro spiritoso. Überzeugend auch die Idee, die Trios der „Haffner“ und der „Linzer“ nur von den Stimmführern spielen zu lassen. Die Presti der drei Finalsätze sind schließlich auch solche, die präzise offeriert ihre ganze mitreißende Wirkung entfalten. Das ergab eine überzeugende Mozart-Frischzellenkur, die zweite Behandlung folgt am Freitag mit der „Prager“, ergänzt um die „Zauberflöten“-Ouvertüre und die Sinfonia concertante für Oboe, Klarinette, Horn und Fagott.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.05.2015)

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