„Die Schneekönigin“: Eisiges Märchen in Eisenstadt

(c) Roland Toth
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Die Kinderoper „Die Schneekönigin“ nach Andersen läuft ab Freitag auf Schloss Esterházy. Dirigent Karsten Januschke über dieses russische Werk – und seine nächsten Pläne.

Für Anna Netrebko stand die Kinderoper „Die Schneekönigin“ ganz am Anfang ihrer Karriere: Sie sang die Gerda mit 16 im Mariinski-Theater in St. Petersburg. So hat sie nun die Patronanz über die österreichische Erstaufführung übernommen: Am 12. Juni ist Premiere im Eisenstädter Schloss Esterházy. Inszeniert hat Christiane Lutz.

Die Handlung beruht auf dem Märchen von Hans Christian Anderson. Es ist die Geschichte zweier Nachbarskinder, die ineinander verliebt sind. Doch wird der Bursche von den Trollen verhext und verfällt der eiskalten Schneekönigin, die ihn auf ihrem Schlitten in ihr Eisschloss verführt. Das Mädchen, Gerda, findet ihn nach langer Irrfahrt: Ihre Stimme dringt an sein Herz und bringt das Eis darin zum Schmelzen. Durch den Frühling machen sich die beiden auf den Heimweg – und stellen fest, wie viel Zeit seit dem Beginn ihres Abenteuers vergangen ist: Die Kindheit ist zu Ende gegangen.

Das Märchen Andersens ist öfters vertont worden. Die aufwendigste Partitur dazu ist von Sergej Banewitsch. „Vielleicht könnte man sagen: Puccini mit russischem Einschlag“, erklärt Dirigent Karsten Januschke: „Jedenfalls gibt es schöne Melodien, aber auch ein paar moderne Einsprengsel.“

Viel Schlagwerk

Januschke, in Wien ausgebildet, war zuletzt drei Jahre lang Kapellmeister an der Frankfurter Oper. Sein Repertoire reicht von Mozart über Schostakowitsch bis zu Zeitgenössischem, die „Schneekönigin“ sieht er als besondere Herausforderung: „In Russland ist das Stück bestens bekannt, hierzulande gar nicht. Komponiert wurde es für eine große Orchesterbesetzung. Wir spielen eine Fassung für 30 Musiker – quasi ein normales Orchester, wobei die Streicher sehr klein besetzt sind. Dafür gibt es viel Schlagwerk.“ Hauptaufgabe sei es, den reichen, sehr illustrativen Instrumentalpart den Dimensionen des Haydnsaals in Schloss Esterházy anzupassen.

Anschließend geht Januschke wieder nach Frankfurt, wo Mozarts „Don Giovanni“ auf dem Spielplan steht. Dann lockt die Sommerpause zur Entspannung, denn ab der kommenden Saison ist er nicht mehr im Fix-Engagement in Frankfurt. „Intendant Bernd Loebe war sehr freundlich zu mir“, sagt er, „denn ich darf an seinem Haus weiterhin dirigieren.“

Die Angebote waren jedenfalls spannend genug, den Sprung in die künstlerische Selbstständigkeit zu wagen. Nebst „Figaros Hochzeit“ in Frankfurt gibt es Konzerte in Städten wie Bonn, Kaiserslautern und Saarbrücken. Im Februar hat im Münchner Prinzregententheater Bizets „Carmen“ Premiere, inszeniert von Christof Nel: „Wir haben uns schon einmal ausführlich ausgetauscht über das Projekt“, berichtet Januschke vom ersten Konzeptionsgespräch: „Wir haben vier Stunden lang über den Tod geredet . . .“

„Die Schneekönigin“: Schloss Esterházy, Eisenstadt, 12., 14., 20., 21., 27. und 28. Juni. Dazu Schulaufführungen an Vormittagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.06.2015)

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