„Mit Inbrunst in die Herzen singen“

EUROVISION SONG CONTEST 2015: PK ANL. MATINEE 'POP MEETS OPERA': MEYER
EUROVISION SONG CONTEST 2015: PK ANL. MATINEE 'POP MEETS OPERA': MEYER(c) APA/GEORG HOCHMUTH
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Daniela Fally, die am kommenden Samstag in Klosterneuburg als Gilda in Verdis „Rigoletto“ debütiert, über Heimatverbundenheit und sanfte Karriere-Entwicklung.

Daniela Fally debütiert als Gilda in Verdis „Rigoletto“. Nicht in einem Opernhaus, sondern auf der Freilichtbühne des Sommerfestivals von Klosterneuburg. Das hat durchaus Methode, wie die Sopranistin zu erzählen weiß.

Aber der Reihe nach: „Nein, meine erste „Rigoletto“-Erfahrung habe ich nicht bei einer Live-Aufführung gemacht. Ich habe die DVD mit Edita Gruberová und Luciano Pavarotti angeschaut. Ich weine ja selten in der Oper. Aber da war ich so berührt, dass mir die Tränen gekommen sind.“

Entsprechend ausdrucksgeladen versteht Daniela Fally auch die Rolle der Gilda: „Die braucht viel Herz“, sagt sie, „und sie muss versuchen, sich in die Herzen der Menschen zu singen. Mit Inbrunst. Sonst kann manches leicht schablonenhaft klingen.“ Wobei Opernfreunde diesbezüglich wenig Angst haben. Man kennt Daniela Fally als höchst engagierte Bühnenfigur. Schablonen bedient sie jedenfalls nie.

Verdis geniales Charakterporträt

Schon gar nicht, wenn es um eine Partie geht, die seit Langem auf ihrer Wunschliste stand. „Ich habe aber auch bewusst lang gewartet. Verdi charakterisiert ja so fantastisch: Sie beginnt mädchenhaft und leicht, geht dann aber im zweiten und dritten Akt – sollen wir das jugendlich-dramatisch nennen? – jedenfalls in einen dramatischeren Ton über. Da braucht's eine gewisse Durchschlagskraft, für die hat meine Stimme Zeit gebraucht.“

Daniela Fally ist eine Künstlerin, die sich selbst ziemlich genau zu beobachten und zu taxieren weiß. Die Zeiten, in denen sich ein junges Talent einem Maestro oder einem Intendanten voll und ganz anvertrauen, sich liebevoll führen lassen konnte, scheinen ja vorbei. Umso wichtiger ist für die heutige Sängergeneration die Selbstkritik.

Dass sie figürlich wie stimmlich zart gebaut, nie in jene Regionen wird vorstoßen können, in die sie ihre Kunst der Charakterdarstellung gern ausleben würde, war ihr von Anbeginn klar. „Für eine Rolle wie Tosca oder auch die Ariadne wär ich gern vom lieben Gott mit einer größeren Stimme gesegnet worden“, sagt sie, „aber es gibt halt für mich was anderes Schönes.“ Einige herrliche Belcanto-Partien lägen jedenfalls bestimmt innerhalb ihrer Grenzen.

Zu rasch wird sie nicht voranschreiten, dazu ist sie sich der Schnelllebigkeit unserer Ära zu deutlich bewusst: „Heute kommt man sehr jung sehr schnell nach oben, ist aber ebenso schnell wieder unten“, sagt sie. Über die Umdrehungen des Glücksrades wird sie demnächst zu singen haben: Im Eröffnungskonzert von Rudolf Buchbinders Grafenegg-Festival, und – ein paar Tage vorher in ganz anderer Konstellation – beim Open-Air-Konzert auf dem Münchner Odeonsplatz führt sie das Solistenterzett in Carl Orffs „Carmina Burana“ an.

Oper gibt es dann wieder in Dresden unter Christian Thielemann; und an der Wiener Staatsoper, die das Stammhaus der Künstlerin bleibt, weil man ihr schöne Aufgaben von der Zerbinetta und dem Oscar („Ein Maskenball“) bis zur Adele in der „Fledermaus“ zudenkt – und auch: „weil ich erst durch Auslandsgastpiele von Paris bis Chicago bemerkt habe, wie heimatverbunden ich eigentlich bin“. Nur, dass sie gern heiklere Partien nicht in großen Häusern wie der Staatsoper „ausprobiert“: Wiesbaden ist der Schauplatz „meiner ersten Adina (,Liebestrank‘, Anm.)“und „während der Maifestspiele 2016 auch wieder für die Despina (,Così fan tutte‘).“

Liebeshändel im Musikverein

Die Wiener Oper ermöglicht ihr auch einen reizvollen Ausflug ins Liedfach: Der Zyklus „Lied-Bühne“ führt sie in der Kooperation zwischen Staatsoper und Gesellschaft der Musikfreunde am 18. Februar 2016 mit dem Kollegen Norbert Ernst in den Gläsernen Saal des Musikvereins. „Das Italienische Liederbuch“, eine durchaus dramatisch-hintergründige Liederfolge: „Ich glaube, das können wir beide bedienen ...“

Jetzt aber einmal das Gilda-Debüt in Klosterneuburg – ein Spielort, in den Daniela Fally geradezu verliebt ist: „Viele fragen mich, wieso ich nach Auftritten in großen Opernhäusern wieder in Klosterneuburg singe. Die Antwort ist: Die Bedingungen sind ideal. Wir haben sechs Wochen Proben, das scheint mir zum Erarbeiten einer neue Partie unabdingbar. Es ist ein reizendes Team und vor allem: Ich liebe die Akustik in diesem Hof. Das ist ein Open-Air-Juwel. Und es steht dort nicht der modische Eventcharakter im Vordergrund, sondern die Sache!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.07.2015)

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