Fort von den Linden, rein in den Steinbruch

Maren Hofmeister
Maren Hofmeister(c) ORF (Hans Leitner)
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Maren Hofmeister, die neue Intendantin der Opernfestspiele in St. Margarethen, im „Presse“-Gespräch.

Künstlerisches Empfinden, Geschmack, kommunikative Fähigkeiten, Passion“ sind für Maren Hofmeister, zuletzt in leitender Funktion an der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Voraussetzungen für eine Intendantin. Sie ist es seit April, bei den Opernfestspielen im burgenländischen St. Margarethen. Dazu leitet sie die Kulturabteilung der Esterházy-Privatstiftung: „Mich hat das Gesamtpaket interessiert.“ In kurzer Zeit konnte sie schon wesentliche Entscheidungen treffen, wie das Engagement des Staatsorchesters der Nationaloper Prag für die seit Längerem feststehende diesjährige Opernproduktion, Puccinis „Tosca“.

Die Intendantin ist fasziniert vom Spielort. „Der Steinbruch ist eine der größten Naturbühnen und Unesco-Welterbe. Ich will, dass jede Produktion ihr eigenes Gesicht hat und den Steinbruch mit einbezieht“, sagt sie. Eine andere Herausforderung besteht für sie darin, nicht nur Werke auszusuchen, die zum Spielort passen, sondern auch breites Publikumsinteresse zu wecken, und zwar mit Unterhaltung auf hohem Niveau. „Wir haben Platz für 4500 Besucher, für dieses Jahr haben wir 80.000 Karten aufgelegt.“

Noch ist es zu früh, über die nächsten Opernproduktionen in St. Margarethen zu reden. Nächstes Jahr steht jedenfalls wegen der dort stattfindenden Passionsspiele die große Bühne nicht zur Verfügung. Aber auch die andere Spielstätte, „die alles andere als klein ist, bietet Künstlern große Möglichkeiten. Dieser Ort gibt ihnen Freiheiten, weil er nicht so durch die Felswand eingeengt ist“. Ideal für eine Opera buffa oder Spieloper? Hofmeister lässt die Antwort noch offen.

Und ihre Funktion bei der Esterházy-Privatstiftung als Direktorin für Kultur und Musik? „Die Stiftung ist ein großer Betrieb. Ein wesentlicher Bereich ist die Kultur. Dazu gehören unter anderem der Haydn-Saal, Konzertveranstaltungen und die Sammlungen. Es geht um die Schaffung von Synergien.“ Für die Zukunft plant Hofmeister eine durchgehende Konzertsaison von April bis in den Herbst hinein im Haydn-Saal. Hofmeister: „Das ist einer der schönsten, akustisch besten Konzertsäle der Welt.“ Sie will ihn „mit einem spezifischen Programm und erstklassigen Künstlern“ noch attraktiver machen. Dafür soll die bereits bestehende Konzertreihe „classic.Esterházy“ ausgebaut werden.

„Wir müssen wieder Quartett pflegen“

„Ein Zentrum wird das Streichquartett sein. Wir wollen das in den Fokus rücken, haben eine tolle Kooperation mit dem Streichquartett-Festival der Londoner Wigmore Hall. Jedes Jahr suchen wir aus den Preisträgern unser Quartett in Residence aus und schicken dieses mit unserer Unterstützung auch zu anderen Veranstaltern. Wir müssen wieder ein Ort der Quartett-Pflege sein.“ Ergänzen wird sie den Schwerpunkt „mit einem Programm, das neben Haydn auch seine Zeitgenossen im Zentrum hat. Künstler sollen auch Gelegenheit haben, ihre Ideen in Workshops einzubringen“.

Aufgewachsen ist Maren Hofmeister in Braunschweig. Sie hat Blockflöte, Altflöte und Querflöte gelernt und hatte in einem Flötisten des dortigen Staatsorchesters einen idealen Lehrer. Ein erklärter Bruckner-Fan, machte er seine junge Schülerin gleich mit allen Bruckner-Symphonien bekannt, nahm sie in Konzerte und in die Oper mit und wies sie auf besondere Aufführungen hin. Nach einer Aufführung der „Frau ohne Schatten“ – „bis heute meine Lieblingsoper“ – wusste sie, dass sie „etwas mit Musik“ machen wird. Sie studierte Musik- und Kommunikationswissenschaften in Leipzig, wo sie den späteren Intendanten der Essener Oper, Stefan Soltesz, den sie aus Braunschweig kannte, wiederholt als Dirigent erlebte. Im Künstlerischen Betriebsbüro in Essen erwarb sie sich erste praktische Kenntnisse. Von dort wechselte sie zur Ruhr-Triennale. „Jürgen Flimm, der mich von dort kannte, hat mich als seine künstlerische Referentin zu den Salzburger Festspielen geholt, wo ich mehrere Projekte betreute. Mit ihm bin ich dann an die Berliner ,Linden‘-Oper gegangen“, wo sie die fünf Jahre als Leitende Dramaturgin wirkte.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)

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