Salzburg: Denoke glänzt im Berlin der 1920er-Jahre

SALZBURGER FESTSPIELE 2015: GALAKONZERT PLACIDO DOMINGO/ ANETT FRITSCH - SVEN-ERIC BECHTOLF
SALZBURGER FESTSPIELE 2015: GALAKONZERT PLACIDO DOMINGO/ ANETT FRITSCH - SVEN-ERIC BECHTOLF(c) APA/FRANZ NEUMAYR (FRANZ NEUMAYR)
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Und Anett Fritsch singt Mozart – mit Adam Fischer als subtilem Pianisen.

Kurt Weill ist heuer nicht nur durch die Aufführung der „Dreigroschenoper“ in Salzburg präsent, er war es auch in einem Liederabend von Angela Denoke im Salzburger Landestheater. Das Berlin der 1920er-Jahre porträtierte die deutsche Sopranistin mit exzellenten Gleichgesinnten – dem virtuos-sensiblen Pianisten Tal Balshai, dem pointiert artikulierenden Klarinettisten Norbert Nagel und dem immer wieder mit prächtig strömendem Ton aufwartenden Cellisten Tom Park. Nicht zu vergessen den im Stil dieser Zeit auftretenden Uwe Kraus. Er gab zwischen den einzelnen, von Weill, Walter Kollo, Hans Eisler, Werner R. Heymann, Mischa Spoliansky und Friedrich Hollaender stammenden, prägnanten Songs – etwa Weills „Alabama Song“, „Bilbao Song“, „Nanna's Lied“ seine genialische Brecht-Vertonung „Denn wie man sich bettet, so liegt man“ oder Hollaenders „Was ich mir wünschen dürfte“ – Sarkastisch-Tiefgründiges von Erich Kästner, Tucholsky oder Brecht im wahrsten Wortsinn zum Besten.

Star des Abends aber war die schon als Montezuma in Rihms „Die Eroberung von Mexiko“ bejubelte Denoke. In tiefer Sprechstimmlage wie mit souveräner Höhe, die man nur bei exzellenter Ausbildung hat, servierte sie diese scheinbar einschmeichelnden, vielmehr mit heftiger Gesellschaftskritik durchsetzten Nummern mit einer überzeugenden Mischung aus Charme, Nachdenklichkeit und verführerischer Rhythmik.

Adam Fischer als subtiler Pianist

Anett Fritsch war im Festspielsommer schon als Gräfin im neuen „Figaro“ zu erleben, mit Mozart gastierte sie nun auch im Mozarteum anlässlich der letzten Mozart-Matinee der Festspiele. Am überzeugendsten in Diktion und Phrasierung gerieten Rezitativ und Arie „Ch'io mi scordi di te?“ – „Non temer, amato bene“ KV 505m, nicht zuletzt dank des subtilen Klavierspiels von Dirigent Adam Fischer. Für die übrigen Solonummern hätte man sich differenziertere Dynamik und ein weniger steiles Ansteuern der unterschiedlich souverän bewältigten Höhen gewünscht. Auch der einleitend musizierte Mozart, seine erste Symphonie KV 16, geriet etwas pauschal. Durchaus möglich, dass man sich in der Probenarbeit mehr auf das Finalstück, Schuberts Große C-Dur-Symphonie D 944, konzentriert hat. Diese musizierte das gut gelaunte Mozarteumorchester Salzburg unter Adam Fischer mit nie erlahmender Intensität und Frische, ideal aufeinander abgestimmten Tempi und zahlreichen, pointiert gezeichneten Details, ohne je den Blick auf das Ganze zu verlieren.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.08.2015)

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