Barenboim plant tatsächlich Konzert im Iran

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Bereits vor der Bestätigung der Pläne hatte Israel Proteste angekündigt. Der deutsche Außenminister soll Schirmherr des Konzerts sein.

Der israelisch-argentinische Dirigent und Pianist Daniel Barenboim plant mit der Berliner Staatskapelle ein Konzert in Teheran. Das Orchester spreche derzeit mit dem Iran über einen möglichen Auftritt, teilte die Berliner Staatsoper am Donnerstag mit. Der deutsche Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) werde Schirmherr des Konzerts sein.

Nach dem Atomkompromiss mit dem Iran will Steinmeier Mitte Oktober nach Teheran reisen. Ob ihn dabei auch die Staatskapelle mit Barenboim begleiten wird, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Bereits vor Bestätigung der Gespräche mit Iran hatte Israel am Mittwoch Protest gegen die Konzertpläne angekündigt.

Kulturministerin Miri Regev erklärte, dass sie deswegen einen Protestbrief an die Bundesregierung schreiben wolle. Barenboim verfolge eine anti-israelische Linie und schwärze Israel bei jeder Gelegenheit an. Er missbrauche dabei die Kultur zur Durchsetzung seiner politischen Ansichten, hatte sie auf Facebook erklärt.

Regev, die der rechtsorientierten Regierungspartei Likud angehört, war in der Vergangenheit immer wieder angeeckt. Sie hatte unter anderem mit Kürzungen der Budgets von Kultureinrichtungen gedroht, die Israel negativ darstellen. Afrikanische Flüchtlinge in Israel bezeichnete sie als "Krebsgeschwür", entschuldigte sich jedoch später dafür und sagte, ihre Äußerungen seien falsch dargestellt worden.

Wiener Philharmoniker dementierten Verhandlungen

Das iranische Kultusministerium hatte Anfang der Woche mitgeteilt, es verhandle mit den Berliner und Wiener Philharmonikern über Konzerte in Teheran. Solche Verhandlungen waren jedoch von beiden Orchestern dementiert worden.

Barenboim, Generalmusikdirektor der Berliner Staatsoper, hat immer wieder die israelische Siedlungspolitik und die Haltung der verschiedenen Regierungen gegenüber den Palästinensern kritisiert. Die Besetzung sei moralisch falsch und stelle auch die Existenzgrundlagen Israels infrage. Als Zeichen der Versöhnung gründete er mit dem gestorbenen palästinensisch-amerikanischen Literaturwissenschaftler Edward Said das West-Eastern Divan Orchestra mit jungen arabischen und israelischen Musikern. 2011 reiste er mit Musikern von europäischen Orchestern zu einem "Friedenskonzert" nach Gaza.

(APA/dpa)

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