Die New Yorker Met schickt die Netrebko – nach Österreich

SALZBURGER FESTSPIELE 2015: FOTOPROBE 'IL TROVATORE'
SALZBURGER FESTSPIELE 2015: FOTOPROBE 'IL TROVATORE'APA/NEUMAYR/MMV
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Am Samstag beginnt die Kino-Saison der New Yorker Metropolitan Oper. Zu sehen, auch in österreichischen Kinos, ist Anna Netrebko als Leonore in „Il Trovatore“.

Schon die ersten Premieren der erst zwei Wochen andauernden, neuen Saison der New Yorker Met sind fast ausschließlich italienischen Opernklassikern gewidmet – und den aktuellen Diven des Genres. Christine Goerke singt die Titelrolle in Puccinis „Turandot“, Anna Netrebko die Leonore in Verdis „Il Trovatore“. Aber die italienischen Festspiele gehen in diesem „Divenherbst“ („Fall for Divas“, wie ihn die Met nennt), weiter: Angela Gheorghiu wird als Puccinis „Tosca“ erwartet, Olga Peretyatko singt die Gilda in Verdis „Rigoletto“.

Viele der Aufführungen kann man nicht nur live in New York erleben, sondern auch auf der Leinwand zu Hause. In die zehnte Saison geht das Kinoprogramm der Met in diesem Herbst. Den Auftakt macht am Samstag „Il Trovatore“ mit Marco Armiliato am Dirigentenpult. Der Netrebko zur Seite stehen Dmitri Hvorostovsky als Graf Luna und Yonghoon Lee in der Titelpartie.

Auch in einigen österreichischen Kinos kann man die Vorstellung miterleben – und zwar nicht zeitversetzt, sondern tatsächlich live. Die Aufführung, die dritte in dieser Saison, beginnt um 13 Uhr New Yorker Ortszeit und um 19 Uhr in den österreichischen Kinos. Insgesamt zehn Opern sind in dieser Saison live aus der Met und fast im Zwei-Wochen-Rhythmus in heimischen Kinos zu erleben. Am 17. Oktober steht „Otello“ mit Sonya Yoncheva und Alexsandrs Antonenko auf dem Programm, am 31. Oktober „Tannhäuser“ mit Eva-Maria Westbroek, Johan Botha und Peter Mattei, am 21. November Alban Bergs „Lulu“ mit Marlis Petersen und Susan Graham.

Die „Il Trovatore“-Produktion des schottischen Regisseurs David McVicar, die heute, Samstag, gezeigt wird, ist ein garantierter Genuss für Liebhaber klassischer Inszenierungen. Auch in der zweiten Reprise in dieser Saison ging das Publikum euphorisch mit. Schon während des ersten der vier Akte wurde applaudiert und gejohlt, als Anna Netrebko in der Rolle der Leonore auftrat – und noch mehr, als kurz darauf der nach seiner Hirntumor-Operation wieder genesene Hvorostovsky auf die Bühne kam. Der russische Bariton bedankte sich für die Ovationen mit einer leichten Verbeugung. Im Juni hatte er bekannt gegeben, er müsse sich einer Therapie unterziehen. Nun kehrte er für die sechs „Il Trovatore“-Termine in diesem Herbst an die Met zurück.

Netrebko: „Wie ein Kamel in der Wüste“

Und er ließ keinen Zweifel daran, wie gern er wieder auf der Bühne steht. Zu den Höhepunkten des Abends zählte danach das ausdrucksstarke, fast geflüsterte „Miserere“ der Leonore angesichts des gefangenen Manrico. Kraftvoll und berührend auch das Finale, wenn Leonore ihrem Geliebten verkündet, dass er frei ist, bevor sie in seinen Armen stirbt: „Anstatt an deiner Seite zu leben, entschied ich, sterbend dich zu retten.“

Die Netrebko zählt die Leonore mittlerweile zu ihren wichtigsten Partien. Unvergessen ist ihre Gestaltung der Rolle im Museums-Umfeld der Salzburger Festspiel-Inszenierung von Alvis Hermanis. Ihr Respekt vor der schwierigen Partie ist enorm, wie sie vor der New Yorker Premiere in einem Interview verriet: Man arbeite dabei „so hart wie ein Kamel in der Wüste: ohne Pause, ohne Wasser“. Sie bereite sich auf jede Aufführung gleich vor: „In der Nacht davor nichts essen und trinken . . .“

Die Opern aus der New Yorker Met werden in Österreich in den Cineplexx-Kinos alle zwei Wochen ab Samstag, 3. Oktober, um jeweils 19 Uhr übertragen. Auf „Il Trovatore“ folgen „Otello“, „Tannhäuser“ und Bergs „Lulu“. Dann kommt, erst im Jänner, Bizets „Les Pêcheurs de Perles“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.10.2015)

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