Philippe Jordan: Prächtige Malereien ohne jedes Pathos

(c) Clemens Fabry
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Die Wiener Symphoniker starteten die Bartók-Beethoven-Serie im Musikverein.

Beethovens Klavierkonzerte und Werke von Bartók konfrontiert Philippe Jordan diese Saison in seinen Symphoniker-Konzerten. „En plein fleur“, das erste von Bartóks „Deux Images“ zu Beginn: Jordan scheint in impressionistischer Manier wie mit feinen Pinselstrichen zu malen und führt damit seine Symphoniker zu prächtig blühenden Klängen. Den „Danse villagoise“ inszeniert er mit derben Streicherakzenten und tänzelnd-leichten Bläsern, während er zum stürmischen Degenfechter mutiert, der überschwänglich mit seinem Taktstock in die Luft sticht. Die einerseits zart-elegisch, andererseits humorvoll-expressive Interpretation wird Bartóks teils noch romantischer, teils folkloristischer Komposition vollkommen gerecht.

Im ersten Satz des C-Dur-Klavierkonzerts gliedert sich Pierre-Laurent Aimard zunächst harmonisch ins Orchester ein, um in der von Beethoven auskomponierten Kadenz sein äußerst nuanciertes Spiel unter Beweis zu stellen. Zwischen Dirigent und Solist entspinnt sich ein immer intensiver werdender, teils witziger Dialog. Phasenweise lässig wie ein Jazz-Pianist bringt er den Zuhörern mit seiner charakterstarken Interpretation die zukunftsweisende Dimension dieses Stücks näher. Die Solisten des Orchesters kommen in Bartóks „Konzert für Orchester“ virtuos zur Geltung. Die vom Komponisten bewusst gewählte symmetrische Form dieses Spätwerks könnte in der schwermütig-expressiven Aussage des dritten Satzes gipfeln. Doch gelingt dies diesmal nicht deutlich genug, vielleicht, weil Pathos dem Dirigierstil Jordans nicht entspricht?

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2015)

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