Zweierlei Sakralmusik im Konzerthaus

Konzerthaus
Konzerthaus(c) Die Presse - Clemens Fabry
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Les Siècles führten Messen von Gossec und Mozart auf.

Mit Mozarts „Krönungsmesse“ KV 317 nahm das Konzert des exzellenten französischen Ensembles Les Siècles einen versöhnlichen Abschluss. Wenigstens für alle, die sich mit dem Werk davor etwas schwertaten. Tatsächlich braucht man Ausdauer für François-Joseph Gossecs „Grande Messe des Morts“. Fast eineinhalb Stunden dauert diese 1760 uraufgeführte Totenmesse – und gilt heute als besonderes Beispiel für das Erhabene. Auch begründete Gossec durch die Verwendung des großen Orchesters, dessen Klangfarben er extensiv nutzt, eine neue Tradition im Genre. Fernorchester, zitternde Tonwiederholungen, Rezitative im Stil großer Oper, eine Fuge, deren Thema sich aus dem vorherigen Abschnitt entwickelt, charakterisieren diese Messe. Mozart ließ sich von ihr für seine c-Moll-Messe und sein Requiem inspirieren.

Die auf Instrumenten der Zeit musizierenden, präzise aufeinander eingestimmten Musiker konzentrierten sich mit der bestens vorbereiteten Wiener Singakademie und dem von Chantal Santon-Jeffery, Anaïk Morel und dem Tenor Pascal Bourgeois dominierten Solistenquartett unter der kompetenten Leitung von François-Xavier Roth vor allem auf die Herausarbeitung unterschiedlicher Stimmungen und Nuancen von Gossecs gewaltiger Partitur. Nicht immer gelang es, daraus einen spannenden Bogen zu formen.

Anders bei Mozarts „Krönungsmesse“ in C-Dur: Hier war Elan und Vitalität Trumpf. So zügig durchmessen hört man sie selten. Trotzdem mangelte es nie an Durchsichtigkeit oder Präzision. Beim Agnus Dei hätte man sich mehr kontemplativen Ausdruck gewünscht, packend musiziert wurde freilich auch hier. (dob)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.10.2015)

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