Geburtstage mit wenig Glück in Salzburg

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Bei der Mozartwoche enttäuschten die Wiener Philharmoniker unter Tugan Sokhiev.

Es hätte ein doppeltes Geburtstagsfest sein sollen, dieses zweite „Philharmonische“ der heurigen Mozartwoche: Es fiel nicht nur auf Mozarts 260. Geburtstag, sondern auch auf den 40. des Solisten des Abends, Renaud Capuçon. Versteht sich, dass er sich dafür etwas wünschen durfte. Er entschied sich für ein seinerzeitiges Geburtstagsgeschenk: das für den 60. Geburtstag von Isaac Stern gedachte Violinkonzert „L'Arbre des songes“ („Der Baum der Träume“) von Henri Dutilleux. Diesem – vor 100 Jahren geborenen – originellen französischen Komponisten gilt eine kleine Perspektive bei dieser Mozartwoche.

Capuçon ließ mit seiner engagierten Darstellung des Soloparts keinen Zweifel, dass ihm dieses Werk seines Landsmanns ein Anliegen ist. Auch wenn man sich so manches brillanter, tonlich sauberer, mit mehr emotionalem Nachdruck hätte vorstellen können. Wenngleich nur wenig Probenzeit zur Verfügung stand, klappte es auch gut mit der Korrespondenz des Orchesters. Doch man wurde den Eindruck nicht los, dass dieses Werk nicht zu den Favoriten des Dirigenten Tugan Sokhiev zählte, der wenig Blickkontakt mit den Musikern suchte, dafür umso mehr mit der Partitur. Nicht nur hier enttäuschte der 39-jährige, als Orchesterchef in Berlin, Toulouse und am Moskauer Bolshoitheater wirkende Dirigent. So überzeugende Resultate er bisher im russischen und französischen Repertoire vorgelegt hat, so wenig Beziehung hat er offensichtlich zur deutschen Romantik und Wiener Klassik. Kaum mehr als beiläufig erstand Mendelssohns vierte Symphonie, ganz ohne Charme und Leuchtkraft.

Ärgerlich: die „Haffner“-Symphonie

Noch ärgerlicher, und das zu Mozarts Geburtstag, war die „Haffner“-Symphonie: im besten Fall eine fast lästige Pflichtübung, ohne irgendeine persönliche Vorstellung. Kaum mehr als ein Abliefern von Noten. Man sah an den Gesichtern der Musiker, wie wenig sie mit dieser Lesart einverstanden waren. Das Wort Interpretation will man da gar nicht strapazieren.

Im Mittelpunkt der Mozartwoche 2017 – die diesjährige endet am Sonntag – stehen neben Mozart Werke von Haydn. Thomas Hengelbrock, Yannik Nézet-Seguin und Adam Fischer dirigieren die Wiener Philharmoniker. Marc Minkowski, dann zum letzten Mal künstlerischer Leiter dieses Festivals, wird mit Mozarts Requiem mit Les Musiciens du Louvre eröffnen, und zwar in der Regie von Bartabas. Dieser wird wie 2015 mit den Pferden und Reitern der Académie équestre de Versailles kommen. Ein Projekt, das, wie man hört, schon im Vorfeld für einige Diskussionen gesorgt hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.01.2016)

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