Die Rückkehr des „Figaro“ nach Laxenburg

Bernd R. Bienert.
Bernd R. Bienert.(c) Clemens Fabry
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Bernd R. Bienert, Intendant des Teatro Barocco, inszeniert streng nach historischem Vorbild.

Johann Nestroy hatte schon recht: „Wenn man jemanden hasst, ist man froh, wenn man ihn nicht sieht, wenn man jemanden liebt, ist man froh, wenn einen d'andern Leut' nicht sehn, die übrige, gleichgültige Welt nimmt sich im Halbdunkel noch am erträglichsten aus – wozu also die Beleuchtung?“ Tatsächlich ist es – historisch korrekt – ziemlich finster auf der kleinen Bühne des Schlosstheaters Laxenburg, wohin Bernd R. Bienert als Regisseur und Intendant des Teatro Barocco Mozarts „Figaro“ zurückgebracht hat: Denn vor 230 Jahren fand nicht nur die Uraufführung im alten Wiener Burgtheater statt, sondern ein Monat später zum Divertissement Kaiser Josephs II. und unter vielen anderen Werken auch zumindest eine „Figaro“-Vorstellung auf dem Land.

Das Schlosstheater Laxenburg ist in Österreich der einzige aus Mozarts Lebzeiten erhaltene historische Spielort des Buffa-Klassikers – und war deshalb prädestiniert für das, was Bienert „Reinkarnation“ nennt: Gemalte Prospekte und perspektivische Seitenkulissen nach alten Vorbildern, eine junge Besetzung in Barockkostümen, ein auf zwölf Musiker reduziertes Originalklangorchester, ein kleiner Chor und vor allem die originalen Regieanweisungen Da Pontes erwecken einen Eindruck davon, wie es gewesen sein könnte.

Barocke Theatergestik

Das gelingt nicht nur lehrreich, sondern auch vergnüglich und stimmungsvoll – solange man nicht jeden Ton auf die Goldwaage legt. David Aronson dirigiert vom Hammerklavier aus und schlägt grundsolid-traditionelle Tempi an; mit Verzierungen der Gesangspartien wird geknausert. Bei Figaro und Graf hätte man sich kernigere, in sich gefestigtere Stimmen gewünscht, bei den Damen ragte als Gräfin Sarah Marie Kramer mit Sopranfülle und Komödientalent hervor. Vor allem aber begreift man die Bedeutung der barocken Theatergestik: Sie ist zugleich Sediment einer höfischen Etikette und, noch wichtiger, dient zu jenem stilisierten, auch stilisiert komischen Gefühlsausdruck, der bei diesen Lichtverhältnissen zum Verständnis der Handlung schlicht nötig ist. Insgesamt: eine erhellende Aufführung.

Teatro Barocco: noch am 20., 21., 27., 28. 2.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.02.2016)

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