Allzu rasanter Beethoven, wenig spannender Mozart

(C) Fabry
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Isabelle Faust und das Orchestre des Champs-Élysées unter Philippe Herreweghe im Konzerthaus.

Philippe Herreweghe zählt zu den prominentesten Vertretern der Originalklangbewegung. Entsprechend klar akzentuiert und lebendig phrasiert klingen seine Darstellungen. Vor allem, wenn er sich Beethoven widmet: diesmal zu Beginn der Coriolan-Ouvertüre, zum Schluss der vierten Symphonie. Dabei zielte sein Interesse vor allem auf die dramatischen Passagen, was er durch rasante Tempi noch unterstützte, die so manche Musiker seines Orchestre des Champs-Élysées (namentlich manche Bläser) bis an die Grenzen ihrer Möglichkeiten führten. Klar, dass bei solcher Rasanz einiges von den melodischen Schönheiten auf der Strecke bleibt. Dem mit „Un poco meno Allegro“ übertitelten Trio des Scherzos hätte ein ruhigeres Tempo gut getan, erst recht dem Adagio, dessen Anklänge an die spätere sechste Symphonie so nur bedingt hörbar wurden und dem es, so zügig es Herreweghe anging, ziemlich an Spannung fehlte.

Diese vermisste man auch bei Mozarts Violinkonzert KV 216. Mit Präzision allein kommt man nie weit. Schon gar nicht bei einem Werk, das von erfüllter Kantabilität nur so sprüht wie dieses. Aber damit wollte auch die Solistin Isabelle Faust nicht aufwarten. Unterstützt wurde diese Haltung auch noch durch die von ihr mitgebrachten, ziemlich sperrigen Kadenzen aus der Feder des Cembalisten Andreas Staier.

Ungleich überzeugender, klanglicher differenzierter gelang die sehr rasch gewährte Zugabe: György Kurtágs „Doloroso“. Hier war Faust in ihrem Element, verband souverän Virtuosität und Ausdruck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2016)

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