Osterklang: Ein Frühlingsgruß nach Noten

(c) Stefan Nimmesgern
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Juliane Banse und die Cellisten der Wiener Symphoniker sorgten in der Minoritenkirche mit Schubert für besinnliche Momente.

Den Anfang haben vor Jahrzehnten die zwölf Cellisten der Berliner Philharmoniker gemacht. Sie gründeten ein Ensemble, das bewies, in welch harmonischer Vielfalt sich der Klang ihres Instrument auffächern ließ. Die Kollegen von den Wiener Symphonikern gründeten ein – um ein Drittel kleineres – gleichartiges Ensemble und sorgen mit diesem immer wieder für aparte Klangerlebnisse. Für das Festival Osterklang erlaubten sie sich eine Erweiterung ihres Klangspektrums um eine edle Singstimme: Juliane Banse sang mit weich und dunkel timbriertem Sopran Lieder von Schubert – und man hörte sogar einige der bekannteren Gesänge ganz neu, denn anstelle des üblichen Klaviers trug ein Geflecht aus vielschichtig differenzierten Streicherstimmen die Stimme.

Romantik – Renaissance – retour

Das polyfone Gewebe der Kompositionen lässt sich auf diese Weise viel stringenter nachvollziehen als in der gewohnten Originalfassung, manche choralartigen Passagen entfalten besonders sonore Wirkung, weil die Akkorde nicht gleich nach dem Anschlagen wieder abebben, sondern stetig zu behutsamen Legatobögen zusammengefasst werden können. Die Arrangements, die die Ensemblemitglieder Romed Wieser und Christoph Stradner selbst erstellen, sind durchwegs von höchster Sensibilität und reflektieren den Gehalt von Schuberts Kompositionen.

Schon die Ouvertüre zu Haydns „Isola disabitata“ balancierte sonor zwischen still-beschaulichen, zögernden Partien und heftigen Aufwallungen. Als Intermezzo fungierte eine Einrichtung von Orlando di Lassos „Stabat mater“, das zweichörig zu je vier Stimmen angelegt ist. Zu diesem Zweck verschwanden die Musiker hinter den Sitzreihen und die Klänge schwebten über die Köpfe der Zuhörer ins Kirchenschiff, stereofon alternierend und zuletzt in satter, hoch aufgetürmter Achtstimmigkeit.

Ensemblegründer Peter Siakala fand als Moderator jeweils die rechten Worte, um die Erwartungshaltung des Publikums sanft, aber bestimmt in die richtige Richtung zu lenken; so fand man leicht von Schuberts romantisch-schönen, mehrheitlich doch melancholisch verschatteten Beschwörungen des Frühlings (nach Texten von Goethe, Schiller, Uhland und anderen) in die Welt der Polyfonie des Cinquecento (in dem Gamben-Chöre ja eine Selbstverständlichkeit waren) – und wieder zurück in die Wiener Karwoche 2016.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.03.2016)

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