Staatsoper: Der reichhaltigste aller Spielpläne

 „Wir streiten nie“, Finanzchef Thomas Platzer, Direktor Dominique Meyer und Ballettchef Manuel Legris bei der Präsentation des Spielplans.
„Wir streiten nie“, Finanzchef Thomas Platzer, Direktor Dominique Meyer und Ballettchef Manuel Legris bei der Präsentation des Spielplans.(c) APA/HANS KLAUS TECHT
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Das Haus am Ring verzeichnet ein Einnahmenplus trotz der konsequenten Hereinnahme zeitgenössischer Werke – und avisiert zahllose Stargastspiele auch für 2016/17.

Die Wiener Staatsoper kann – dem internationalen Trend entgegengesetzt – weiterhin auf höchste Auslastungszahlen und ein weiteres Einnahmenplus verweisen. Anlässlich der Präsentation des Spielplans für die kommende Saison legten Direktor Dominique Meyer und der kaufmännische Geschäftsführer des Hauses, Thomas Platzer, wie gewohnt auch die wichtigsten Bilanzdaten vor. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahrs konnten die Einnahmen um etwa 225.000 Euro auf 23,95 Millionen Euro gesteigert werden. Die Sitzplatzauslastung ist von 99 Prozent leicht auf 98,51 Prozent zurückgegangen.

Das liege nicht zuletzt daran, dass mit Werken von zeitgenössischen Komponisten nicht ganz so exzellente Ergebnisse zu erzielen seien: Péter Eötvös' künstlerisch so erfolgreiche „Drei Schwestern“ waren nur zu 95 Prozent ausgebucht. Wobei das „nur“ unter Anführungszeichen gesetzt gehöre, wie Direktor Meyer meint, denn auch ein solches Ergebnis sei fantastisch.

Reimanns „Medea“ kommt zurück

Der Kurs wird fortgesetzt. 2016/17 kehrt etwa Aribert Reimanns in der Ära Holender als Auftragswerk uraufgeführte „Medea“ mit Marlis Peterson in den Spielplan zurück. Wichtige Werke des 20. Jahrhunderts, von Korngolds „Toter Stadt“ über Brittens „Peter Grimes“ bis zu Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ bereichern den im internationalen Vergleich einzigartig reichen Spielplan mit 46 Operntiteln im Haupthaus, zuzüglich zweier Kinderopern im Theater in der Walfischgassse – zur Wiederaufnahme von „Pünktchen und Anton“ gesellt sich Tristan Schulzes „Patchwork“ als Uraufführung (am 29. Jänner).

Neu im Spielplan: Glucks „Armida“, die am 16. Oktober Premiere feiern wird, dirigiert von Marc Minkowski, musiziert von den Musiciens du Louvre, die in jener Zeit auch Händels „Alcina“ wiederaufnehmen werden, weil das Staatsopernensemble mit „Figaros Hochzeit“ (unter Riccardo Muti), „Die Walküre“ (mit Nina Stemme als Brünnhilde) und „Ariadne auf Naxos“ (unter Marek Janowski) auf Japan-Tournee sein wird.

Gastspiel in Abu Dhabi

Gastieren wird man auch im neuen Opernhaus von Abu Dhabi, wobei Gastspielreisen, so der Direktor, nur dann angetreten werden dürfen, wenn sie entsprechende Nettoeinnahmen bringen.
Das Staatsballett präsentiert im großen Haus zehn verschiedene Produktionen (zuzüglich fünf in der Volksoper). Neu am Ring: Ein Abend mit Werken von Balanchine („Symphonie in C“), Edwaard Liang und der Uraufführung von Daniel Proiettos „Blanc“ (1. November), sowie John Neumeiers „Pavillon d'Armide“ und „Le Sacre“ (19. Februar).

Bei den Opernpremieren (siehe Info-Kasten) gibt es das Rollendebüt von Nina Stemme als Kundry (im von Semyon Bychkov dirigierten neuen „Parsifal“) zu verzeichnen. Die große Hochdramatische stellt sich der Opernwelt nach „Elektra“ nun auch mit dieser Partie in Wien vor. Einen Rollentausch nimmt Simon Keenlyside vor: Bisher international als Pelléas zu erleben, wechselt er anlässlich der Premiere von Debussys „Pelléas et Mélisande“ zum Golaud. Die Titelpartien sind mit Mitgliedern des Hausensembles besetzt: Olga Bezsmertna, die nach der Karenz in etlichen Rollen wiederkehrt, und Benjamin Bruns.

An Stargastspielen findet sich im Repertoire 2016/17 unter anderem das Wiener Debüt von Bryn Terfel als Wotan (in zwei „Ring“-Durchläufen unter Peter Schneider mit Petra Lang als Brünnhilde). Petra Lang singt erstmals auch die Isolde (an der Seite von Peter Seiffert im März).

Jonas Kaufmann singt im Mai wieder an der Seite von Angela Gheorghiu den Cavaradossi in „Tosca“, Pácido Domingo zelebriert sein 50-jähriges Bühnenjubiläum mit Auftritten als Sänger und Dirigent. „Nur einen Namen werden manche vermissen“, sagt Dominique Meyer: „Elīna Garanča kommt erst 2017/18 wieder für eine Premiere.“ (sin)

Die Opernpremieren 2016/17

„Armide“: 16. 10., Dirigent: Marc Minkowski, Regie: Ivan Alexandre.
„Falstaff“: 4. 12., D: Zubin Mehta, R: David McVicar. Mit Ambrogio Maestri.
„Il Trovatore“: 5. 2., D: Marco Armiliato, R: Daniele Abbado. Mit Anna Netrebko, Roberto Alagna.
„Parsifal“: 30. 3., D: Semyon Bychkov, R: Alvis Hermanis. Mit Christopher Ventris und Nina Stemme (Kundry).
„Pelléas et Mélisande“: 18. 6., D: Alain Altinoglu, R: Marco Arturo Marelli. Mit Benjamin Bruns und Olga Bezsmertna sowie Bernarda Fink (Hausdebüt).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2016)

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