Don Pasquale, der "geheilte" Hagestolz

Juan Diego Flórez in der Staatsopern-Produktion von Don Pasquale (Archivbild)
Juan Diego Flórez in der Staatsopern-Produktion von Don Pasquale (Archivbild)APA/HANS KLAUS TECHT
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"Don Pasquale" in der Staatsoper, wieder mit Michele Pertusi und dem strahlenden Juan Diego Flórez.

Die Hölle ist rosa. Jedenfalls für Don Pasquale, der sich auf seine alten Tage unbedingt noch vom Hagestolz in einen Ehemann verwandeln wollte – und das einer Intrige wegen bitter bezahlen muss. Aus der Traum vom späten Glück mit einer jungen Schönheit, denn diese entpuppt sich nach der Hochzeit sofort als Furie, die sein Leben zum Inferno und, in der Ausstattung von Noëlle Ginefri-Corbel, auch noch seine Wohnung zu einer Symphonie in Rosa macht – bis er geläutert aus dem Albtraum erlöst wird. Michele Pertusi macht sich als liebestoller Geck, der Bäuchlein wie Glatze partout übertünchen will, nach wie vor auf sympathische Weise zum Affen, wenn ihm auch in der Tiefe und im quicken Parlando die wünschenswerte Klangfülle fehlen mag. Darüber hinaus kann er beim geneigten Publikum zudem auf ein Quäntchen Mitgefühl hoffen – gerade weil sich alle über ihn amüsieren: die einen, weil sie überzeugt sind, sich nie so lächerlich zu machen wie er, die anderen, weil sie dergleichen gut kennen.

Adam Plachetka als gewitzter Dottore

Nach der Premiere vor einem Jahr war dies die siebte Aufführung von Donizettis „Don Pasquale“ in Irina Brooks repertoiretauglich-gediegener Regie. Die damalige Besetzung war nun wieder versammelt, mit einer Ausnahme: Adam Plachetka hat als gewitzter Dottore Malatesta debütiert, der hier eher als ein guruartig kostümierter Alternativmediziner auftritt und den Alten massieren, schröpfen, akupunktieren und vor allem übers Ohr hauen darf. Pasquale, diesem in die Jahre gekommenen Besitzer eines glitzerbunten Nachtclubs der Gegenwart, ist nämlich keine heute handelsübliche Verjüngungsstrategie und -illusion zu dumm – auch nicht ein Toupet, dessen Rolle als Running Gag mittlerweile etwas zurückgestutzt wurde.

Mit kernigem Bartiton, langem Atem und dem nötigen Spielwitz setzte Plachetka seine Intrige glaubwürdig in die Tat um und fügte sich tadellos ins Ensemble, als Bruder der aparten Norina von Valentina Naforniţa, die ihrem Ernesto natürlich auch als vermeintlicher Hausdrache Pasquales treu bleibt. Juan Diego Flórez überstrahlt freilich alle, ob er nun schwärmerisch liebt, herzzerreißend klagt oder in „Com'è gentil“ seine sängerische Eleganz auch noch mit Hüftschwung, Pirouetten und schmachtenden Gebärden eines mit allen Wassern der Verführung gewaschenen Schlagerfuzzis untermauert. Den Taktstock führte Evelino Pidò – ein versierter Belcanto-Spezialist, dem das Orchester in den weiteren Vorstellungen gewiss noch geschmeidiger folgen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2016)

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