Vergessene Musik im Donautal

Musik und Tanz. Das Ensemble London Baroque trifft im Strudengau auf die Tanzformation C.O.V./CIE. Company Off Verticality.
Musik und Tanz. Das Ensemble London Baroque trifft im Strudengau auf die Tanzformation C.O.V./CIE. Company Off Verticality.Beigestellt
  • Drucken

Die Donaufestwochen im Strudengau bringen barocke Raritäten im Austausch mit moderner Musik und Tanz auf die Bühne.

Der Strudengau, an der Grenze zwischen Ober- und Niederösterreich, zählt schon allein landschaftlich zu den am meisten unterschätzten Regionen des Landes. Während sich im Salzkammergut in den Sommermonaten die Massen tummeln, ist das östliche Mühlviertel touristisch weit weniger erschlossen, obwohl es dem dortigen Donautal an Schönheit keineswegs mangelt. Auch kulturell zeigt sich der allzu oft stiefmütterlich behandelte Teil Österreichs im Juli und August von seiner besten Seite und ist ein hervorragendes Beispiel dafür, dass man vor allem im Sommer nicht extra in die Landeshauptstädte reisen muss, um Kunst und Kultur zu erleben.

Lebendige Zwiesprache. Seit 1995 beweist dies der Erfolg der Donaufestwochen im Strudengau, die heuer ihre 22. Spielzeit starten. Vom 29. Juli bis 15. August findet das Festival an verschiedenen Spielstätten in Ober- und Niederösterreich statt. Diese werden zur "Bühne der Alten Musik mit Kontrapunkten aus der Moderne" wie die Organisatoren die Veranstaltung beschreiben. Der Strudengau soll zu einem Ort werden, an dem die lebendige Zwiesprache zwischen Barock, Klassik und Moderne musikalisch gefeiert wird. Dafür setzt man auf ein abwechslungsreiches Programm, bei dem sich durchaus auch kompositorische Raritäten finden lassen. Will heißen: Bei den Donaufestwochen kommen unbekanntere Werke großer Meister zur Aufführung und vernachlässigte Musiksprachen zur Geltung. Fast möchte man meinen, der Strudengau trotzt auf diese Weise aller Popularität und überlässt die großen Opern den Bühnen in Wien und Salzburg. Im Donautal wird buchstäblich eine andere Melodie gespielt. Diese stammt heuer aus der Feder von Reinhard Keiser, dessen dreiaktiges Singspiel "Der geliebte Adonis" den Höhepunkt des Festivals bildet. Keiser gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des Barock, vergleichbar mit dem Format Händels. Im Gegensatz zu seinen Zeitgenossen erfreut er sich heute geringerer Beliebtheit, seine Werke werden kaum mehr gespielt. Die Oper auf Schloss Greinburg bildet daher eine seltene Gelegenheit, diesen Teil des Hochbarock zu erleben.

Es spielt das Euridice Barockorchester der Anton-Bruckner-Privatuniversität in Kooperation mit dem L Orfeo Barockorchester. Am Pult steht Erich Traxler. Eröffnet wird das Festival mit Werken von Händel, Purcell und Geminiani, gespielt von London Baroque, dem international führenden Ensemble für barocke Kammermusik. Die Festrede hält in diesem Jahr der israelisch-österreichische Schriftsteller Doron Rabinovici. Zwei solistische Höhepunkte im Programm setzen der Niederländer Albert Brüggen mit Bachs "Suiten für Violoncello solo" in der gotischen Filialkirche Altenburg (5. 8.) und Bernhard Pammer an der Orgel des imposanten Machlanddomes in Baumgartenberg (3. 8.).

Kontrastreiches Programm. Ein extra für die Stiftskirche Waldhausen konzipiertes Programm ist die Hommage an den 1979 verstorbenen österreichischen Komponisten und Organisten Anton Heiller. Das Programm vereint Musik aus Epochen, denen im Wirken Heillers besondere Bedeutung zukam vor allem Werke der italienischen Renaissance und des Barock , mit Heillers Leidenschaft für Neue Musik. Neben zahlreichen anderen musikalischen Besonderheiten zwischen Alter Musik und Moderne bieten die Donaufestwochen auch ein buntes Rahmenprogramm, zu dem neben Tanzvorstellungen auch ein Opern-Workshop für Kinder oder eine Schau bildender Kunst von Willibald Katteneder im Naturpark Mühlviertel gehören.

Tipp

Donaufestwochen im Strudengau mit Doron Rabinovici, dem Marcel Rubin Quartett. 29. 7. 15. 8. 2016. www.donau-festwochen.at, Informationen zu Clubvorteilen auf DiePresse.com/derclub

("Kultur Magazin", 15.04.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.