Zubin Mehtas philharmonische Geburtstagsparty

Großfamilie: Zubin Mehta feiert seinen 80. Geburstag am Pult der Wiener Philharmoniker, das Bild entstand beim Geburtstagskonzert am 29. April
Großfamilie: Zubin Mehta feiert seinen 80. Geburstag am Pult der Wiener Philharmoniker, das Bild entstand beim Geburtstagskonzert am 29. April(c) WIENER MUSIKVEREIN/DIETER NAGL (DIETER NAGL)
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Zum 80er gönnte sich der Maestro unter anderem eine prächtige 7. Bruckner und Schumanns Klavierkonzert mit seinem Freund Daniel Barenboim.

Was gibt es Schöneres, als einen runden Geburtstag mit der Familie und einem Freund zu feiern. Und wenn der Jubilar Zubin Mehta heißt, der Freund Daniel Barenboim, und es sich bei der „Familie“ um die Wiener Philharmoniker handelt, dann ist der eigentliche Beschenkte das Publikum. Am Freitag wurde der Maestro 80 – und verbrachte den Abend am Pult des Orchesters, zu dessen erklärten Lieblingen er zählt. Doch damit nicht genug, am Wochenende feierte man gleich noch einmal mit anderem Programm beim 7. „Philharmonischen“.

Wie sehr die Chemie zwischen dem Orchester und diesem Dirigenten stimmt – die Wendung „blind verstehen“ wäre angesichts des auffallend intensiven Augenkontakts fehl am Platze - war schon bei Schumanns Klavierkonzert zu spüren. Mehta holt vieles aus der Partitur heraus, worüber Kollegen oft hinwegspielen - und wischt damit auch gleich hartnäckige Vorurteile über Schumanns Orchestersatz von den Pulten. Ganz eines Sinnes ist Mehta auch mit dem Solisten (Barenboim agiert wie gewohnt energiegeladen und ohne Rücksicht auf Verluste), jedes der mitunter recht spontan wirkenden Barenboim'schen Rubati wird instinktiv mitvollzogen. Das funktioniert so nur, wenn man Jahrzehnte miteinander musiziert.

Abschied für Clemens Hellsberg

Barenboim servierte noch eine irrwitzige Interpretation der an sich schon irrwitzgen „Traumeswirren“ von Schumann, bevor er die Bühne Mehta und den Philharmonikern überließ – und den Klangmassen von Bruckners Siebter. Ein Orchester zum Fortissimo anzustacheln, wäre noch keine Kunst - wohl aber, Übergange ins Piano so organisch zu gestalten, wie Mehta das mehrfach gelingt, etwa im Adagio, wenn auf den zweiten orchestralen Höhepunkt ein zartes, pizzicato-unterfüttertes Flötensolo folgt. Als wäre es die leichteste Übung, verbindet er die massiven Kontraste dieses Werkes zu einem natürlichen Ganzen, in das sich ausgerechnet der merkwürdig abgerissen wirkende Schluss nicht ganz fügte.

Die Philharmoniker agierten durch die Bank in Höchstform, mit ungemein homogenen Streichergruppen, wo nötig scharf wie ein Rasiermesser, fabelhaft phrasierenden Holzbläsern und einem so prägnanten wie weichen Blech. So lässt es sich Geburstag feiern. Und Abschied, denn für Clemens Hellsberg, den langjärhigen Vorstand, war es ein solcher: Er absolvierte sein erstes Konzert in den Reihen der Philharmoniker unter Mehta - und auf besonderen Wunsch nun auch sein letztes. Zum Schluss gab es daher herzliche Umarmungen, auch mit seinem Nachfolger Andreas Großbauer.

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